Inf. Späher und Aufklärer sowie Pz. Aufklärer als Frau?

LZ10

New member
11. Nov. 2020
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Guten Tag 

Ich habe mich dazu entschlossen den Schritt in die Schweizer Armee zu machen. Folglich habe ich mich intensiv mit den Funktionen befasst und konnte die für mich in Frage kommenden selektionieren. Besonders spannend finde ich bei der Infanterie die Späher sowie Aufklärer und bei den Panzertruppen die Aufklärer.

Die nötigen Punkte durch die körperliche Leistungsfähigkeit beim FTA zu realisieren sollte kein Problem darstellen, die nötigen Vorbereitungen werden getroffen und ich gehe nicht davon aus, dass ich an der Rekrutierung im Bezug auf die Gesamtpunktzahl negativ überrascht werde.

Ich habe höhere Ambitionen im Bezug auf meine militärische Laufbahn, als lediglich die Rekrutenschule zu absolvieren.

Ich wäre froh um Tipps, Erfahrungen und Informationen Rund um die genannten Funktionen.

  • Wie sieht der Alltag aus? Auf was wird bei der Ausbildung besonders Wert gelegt?
  • Wie gut machbar ist eine der Funktionen für eine Frau? Gibt es Nachteile im Alltag, von denen ich anhand der gegebenen Informationen im Internet nicht wissen kann? 
  • Wie stark wird bei den Spähern selektioniert?
  • Wie hoch sind meine Chancen weitermachen zu können? Ich nehme an es gibt viele Motivierte. 
  • Wie kann ich mich gezielt darauf vorbereiten? Ausdauer, Kraft, Koordination? Wo soll ich die Schwerpunkte setzen? 
Vielen Dank für die Antworten. 

 
Hi LZ10,

Zuerst einmal möchte ich dir dafür danken, dass du dich freiwillig zum Militärdienst bereiterklärt hast. Ich hoffe, du hast diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen und wirst deine Erwartungen erfüllt sehen.

Ich habe bereits einmal auf dieses Thema geantwortet. Auch wenn dieser Post bereits älter ist und die RS-Erfahrungen von andern Spähern in diesem Forum aktueller sind, kann ich dir hoffentlich einige wertvolle Hinweise geben:



- Alltag: Späher sind Spezialisten und werden entsprechend in kleinen Trupps und oft losgelöst vom eigenen Verband eingesetzt. Eine grosse Selbstständigkeit und der Wille, selbst Lösungen zu finden und sich einzusetzen, ist ein Muss. Die Ausbildung ist äusserst umfangreich und umfasst einiges an technischem Wissen, welches man sich aneignen muss, sowie viele Tage und Nächte ausserhalb der Kaserne. Ein Späher sollte robust, teamorientiert und aufgeweckt sein; ein mitdenkender und motivierter Soldat wird bei mir jederzeit einem noch so guten Schützen vorgezogen... denn schlussendlich ist es das gemeinsame Erfüllen des Auftrags, welches zählt.

- Späher als wAdA: Mir sind bis anhin lediglich erfolglose Versuche zu Ohren gekommen. Anscheinend gab es aber letztes Jahr wieder mindestens eine Anwärterin (siehe unten). Im Allgemeinen habe ich in einer Unterstützungskompanie noch nie eine Frau zu Gesicht bekommen (diese sind in der Infanterie mehrheitlich in der Führungsunterstützung sowie bei den SiSos anzutreffen). Dies soll nicht bedeuten, dass es unmöglich ist; jedoch werden Unterkünfte sowie Kader nicht darauf vorbereitet sein und der Weg höchstwahrscheinlicher ein steiniger. Zudem ist das Tragen schwerer Lasten, welche als Späher als Teil einers 4er Trupps unausweichlich ist, von Natur aus eher unvorteilhaft als Frau, und die Privatsphäre wird beim Schlafen im Beobachtungsposten äusserst eingeschränkt sein. Wenn du damit klarkommst und wie von dir beschrieben physisch äusserst fit bist, sollte es aber möglich sein.



- Selektion: Die Anzahl an Scharfschützen und später Späher, welche ausgebildet wurden, hat über die Jahre stark variiert. Zur Zeit wird, soweit ich informiert bin, wieder verstärkt selektioniert. Die absolute Anzahl ist abhängig von der Qualität des Jahrgangs, bei mir waren es ca. 30-40%, welche die Selektion bestanden haben.

- Weitermachen: In der aktuellen Inf OS gibt es mehr wie 12 Sph und Aufkl Of Aspiranten. Im Vergleich zur Mannschaft ist dies deutlich überproportional. Auch bei den Unteroffizieren melden sich klar mehr Soldaten im Vergleich zu andern Funktionen. Wenn du motiviert bist und deine Leistung bringst, sollte dir jedoch nichts im Weg stehen. Ich empfehle dir jedoch stark, nicht mit der Einstellung "ich werde sowieso weitermachen" einzurücken; einerseits entspricht dies der steoreotypischen wAdA und wirkt auf die meisten Personen nicht sonderlich sympathisch, anderseits ist es ein weiter Weg vom Stellungspflichtigen zum Kader und die Erfahrungen oft anders wie erwartet (sowohl in positiven wie negativen Bereichen). Falls du dich jedoch dafür entscheidest und weiterkommst, ist der Sph Gruppenführer eine der spannendsten und forderndsten Aufgaben, die es meiner Meinung nach in der Armee gibt.

- Vorbereitung: Schau dir doch die unzähligen Späher-Threads an, welche in diesem Forum bereits existieren. Kurz zusammengefasst: Insbesondere als Frau würde ich dir eine Stärkung der Rumpf- und Rückenmuskulatur empfehlen (zB. Planking, Rumpfbeugen, ...), da die schwere Packung für die wenigsten ohne Training einfach zu bewältigen ist und du dich als Frau insbesondere darauf achten musst, deine Packung stets selbst zu tragen und dir deine Gleichstellung zu erkämpfen (denn aus meiner eigenen Erfahrung wird dies leider nicht von allen gleichermassen gelebt). Ausdauer ist ebenfalls zentral; neben Jogging empfehle ich dir, mit moderater Packung Wanderungen mit einigen Höhenmetern zu unternehmen... dein Körper wird es dir danken.

Ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen bei der Vorbereitung und wertvolle Erfahrungen in deiner Dienstzeit!

Gruss,
najiji

 
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Späher als wAdA: Mir sind bis anhin lediglich erfolglose Versuche zu Ohren gekommen. Anscheinend gab es aber letztes Jahr wieder mindestens eine Anwärterin (siehe unten).
In meiner Einheit gibt es eine. Sie dürfte mittlerweile um die drei Jahre dabei sein. Es ist also auch für Frauen durchaus machbar, nur nicht entmutigen lassen!