Frauen für Interview gesucht - Bachelorthesis Thema "Integration der Frauen in Armee"

[Kerstin]

Liebe Ladys

Ich schreibe eine Bachelorthesis zum Thema "Integration der Frauen in die Schweizer Armee", Forschungsfrage lautet:

"In wie fern sind Frauen in der Schweizer Armee integriert".

Ich nehme an, dass die Situation für die Frau im Militär schon sehr viel verbessert wurde, jedoch möchte ich herausfinden, ob es wirklich so ist oder ob es noch Verbesserungspotential gibt.

Dazu suche ich Frauen, welche sich für ein Interview zur Verfügung stellen würden, damit ich dies beweisen kann. Zeitaufwand rechne ich mit einer Stunde, je nachdem wie ausführlich ihr mir auf die Fragen antwortet. Das Interview wird anonym gehalten. Da ich mit einem Aufnahmegerät arbeite wäre ich froh, wenn wir uns an einem ruhigen Ort treffen könnten, vorzugsweise bei euch zu Hause oder bei mir.

Ich zähle auf eure Hilfe! Denn je mehr verschiedene Sichtweisen ich auf die Integration der Frau ins Militär habe, desto spannender wird die Arbeit schlussendlich. Ziel ist es für mich, dass die Arbeit für "militärinteressierte" Frauen eine Orientierung bietet und für Männer ein besseres Verständnis für Frauen in der Armee. Aber auch die Gesellschaft soll auf diese Thematik sensibilisiert werden. Wichtig ist jedoch auch, dass die Schweizer Armee selber auf dieses Thema aufmerksam gemacht wird. Denn nur sie können Verbesserungen bewirken, um die Position der Frauen in der Armee zu stärken und indirekt für ein besseres Zusammenleben/Organisation von Frauen und Männern sorgen.

Bei Interesse schreibt mir bitte eine PN.

Liebe Grüsse

Kerstin

 

[Solo91]

Darf ich interessehalber fragen, in welchem Fach du diese Arbeit schreibst?

 

[Kerstin]

Soziologie und Kommunikation, Schwerpunkt ist jedoch klar der soziologische Aspekt.

 

[Orio]

Hallo Kerstin

Meiner Meinung nach wird dein Thema eine ziemlich einseitige Sichtweise haben, du willst verschiedene Sichtweisen zum Thema "Integration der Frauen in die Schweizer Armee".

Jedoch willst du nur mit Frauen die in der Armee sind Interviews führen, was ist mit Frauen die UT wurden oder nicht Militär machen durften?

Oder mit der Sichtweise von uns Männern?

Ich möchte als Mann mal meine Sichtweise darlegen.

Meiner Meinung nach kann man Frauen nicht ins Militär integrieren, da sie nicht Wehrpflichtig sind.

Allein dadurch besteht schon eine ziemliche Ungleichheit gegenüber uns Männern.

Daher bin ich auch für Dienstpflicht für alle oder keinen.

Nach über 200 Diensttagen kann ich folgendes zu Frauen im Militär sagen:

1. Frauen werden viel mehr gefördert, heisst die meisten Frauen machen weiter.

2. Frauen kriegen immer wieder Sonderbehandlungen, was bei uns Männern undenkbar wäre.

Dies möchte ich noch genauer Ausführen:

In der Genie RS 73 in Brugg hatten wir einige Frauen, jedoch nicht bei uns in der Kompanie, wovon sicher 2/3 Kaderanwärterinnen waren.

Bei der Pont Kp 26/4 hatten wir eine Frau als Fourier und auch eine Soldatin.

Unser Fourier hatte der Soldatin sogar angeboten ob sie nicht bei ihr im Hotelzimmer übernachten möchte.

Dies steht jedoch nur höheren Unteroffizieren oder Offizieren zu -> Sonderbehandlung.

Anmerkung: In einer Zivilschutzanlage ist der Raum oft begrenzt, bei 150 Männern muss für 1 Frau sogar ein eigener Schlafraum, sowie ein eigenes WC und Dusche bereitgestellt werden. Was bei Platzproblemen nicht immer einfach ist.

Bei der Mot Boot Kp 10 hatten wir eine Frau als Fourier.

Dieses Jahr hatten wir in der Kaserne Payerne eine Frau als Ärztin, wir bekamen sogar noch eine Sanitätssoldatin.

Diese wurde jedoch ausquartiert aus der Krankenabteilung ins Kadergebäude, weil es die vorherigen Jahre immer wieder Probleme gab. -> Sonderbehandlung

Fazit:

Das Militär ist ziemlich Männerlastig und Frauen in der Minderheit.

Frauen die Militärdienst leisten brauchen eine dicke Haut, wie ich gehört habe kriegen Frauen immer wieder blöde Sprüche zu hören oder werden auch angemacht.

Seit 2009 können Frauen auch in Kampfeinheiten Dienst leisten und können somit, wenn sie voll Diensttauglich sind wie wir Männer alle Funktionen ausüben und werden sogar gleich bezahlt.

Frauen die Militärdienst leisten und UT werden oder nicht mehr Dienst leisten wollen, müssen wie wir Männer auch Wehrpflichtersatz zahlen, das finden dann die Frauen auch nicht so toll, wie wir Männer auch.

Die Wehrpflicht müsste auch für die Frauen eingeführt werden und das Bevorteilen und Sonderbehandlungen für die Frauen müssten auch aufhören, erst dann kann man meiner Meinung nach von integration reden.

Für Fragen oder weitere Ausführungen stehe ich gerne zur Verfügung.

Gruss

Raphael

 

[Stroke]

Kleine Ergänzung: Frauen zahlen keinen Wehrpflichersatz, auch wenn sie UT oder Schwanger etc werden. Hat damit zu tun, dass Frauen vom Gesetz aus nicht Wehrpflichtig sind. Mit der Unterschrift für den Militärdienst werden sie "nur" Militärdienstpflichtig, nicht Wehrpflichtig und müssen folglich keine Ersatzabgaben leisten.

 

[ands]

Hallo Orio / Raphael

Zu deinen zwei Punkten:

- Frauen machen weiter, weil sie motiviert sind und weitermachen wollen. Vergleichen wir das mit den Männern: Welcher Anteil derer, die weitermachen wollten, waren Kaderanwärter? Meiner Erfahrung nach sind das zwischen 85 und 95 Prozent. Dann kommen noch einige dazu, die eigentlich nicht weitermachen wollen und überredet oder gezwungen werden. Eine Bevorteilung von Frauen kann ich nicht ausmachen.

- Das "Hotelzimmer" bzw. das "Kadergebäude" tönen extrem gut. In den meisten Hotels, in denen ich bisher im Militär war, würde ich aber privat nicht übernachten wollen. Häufig macht man jeden Morgen und Abend noch einen Fussmarsch von bis zu 30 Minuten. Und die Kadergebäude sind häufig älter und weiter entfernt. Der einzig echte Vorteil ist, dass weniger Leute in einem Zimmer schlafen. Aber das lässt sich schlicht nicht verhindern. In den meisten ZSA und ALST hat es zudem ein Zweierzimmer, so dass kein grosses Zimmer für eine Frau benötigt wird.

Aus meiner Erfahrung hängt es mehr davon ab, wie kompliziert sich die Kader anstellen, wenn es um solche Fragen geht. In den meisten Fällen findet man eine unkomplizierte Lösung. Im Feld hängt es dann halt auch davon ab, wie kompliziert sich die Frauen anstellen. Da habe ich aber bisher ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht.

Gruess

ands

 

[FlplSiSdt]

Hallo Orio

Da ist jemand aber ganz schön Neidisch auf die tollen Kaderzimmerchen.

Erstmal muss gesagt sein das das Dienstreglement eine separate Unterbringung von Frauen, Kadern und Mannschaft vorschreibt.

Das meiste ist also keine Sonderbehandlung sondern das einfache Befolgen von militärischen Vorschriften.

Da der Platz in den meisten Kasernen begrenzt ist macht es nur Sinn einzelnen Frauen ein kleines Of-Zimmer zu geben und Of-WC's und Duschen für die weiblichen AdA's zu nutzen statt einen ganzen 12er Schlag und grosse Sanitäranlagen nur für eine Person zu reservieren. Das hat nichts mit Sonderbehandlung zu tun sondern das nennt man Effizienz.

Offenbar kennst du die Frauen aus deiner Einheit mehr "vom sehen" als wirklich persönlich. Wenn man viel Kontakt mit weiblichen AdA's hat lernt man viel über Ihre alltäglichen Probleme und merkt das Frauen es in mancher Hinsicht schwerer haben als Männer.

Ein Einzelzimmer als Frau zu haben ist nicht nur ein Vorteil, auch wenn auf den ersten Blick im Vergleich zum 8er / 12er / 24er Schlag attraktiver erscheint.

Man ist isoliert und allein, während die "Jungs" jeden Tag in der Unterkunft den einen oder anderen Spass zum Besten geben. Bald hat man das Gefühl nicht dabei zu sein oder etwas zu verpassen.

Auch der Informationsfluss ist sehr schlecht, man muss ständig zwischen den Gebäuden hin und her rennen um die aktuellsten Befehle, Packlisten, Wachpläne etc. mitzubekommen.

Wenn Befehle kurzfristig geändert werden oder eine extrem straffe Zeitlimite gegeben wird ist es oft unmöglich pünktlich mit dem richtigen Material am richtigen Ort zu sein.

Diejenigen Herren die nicht über den Tellerrand hinausdenken können verdrehen dann die Augen und finden das sei "typisch" und geben bestenfalls noch einen "lässigen" Spruch von sich.

Die Frauen in der Armee stehen Tag und Nacht unter Beobachtung, man fällt auf und ist bekannt. Wenn ein männlicher AdA mal einen schlechten Tag hat und sich mehr auf Kosten von seinen Kameraden mitschleifen lässt als aktiv mitzieht oder sich geschickt vor einer Aktivität drückt, kräht kein Hahn danach. Wird die Frau der Kompanie ausnahmsweise nicht für die Nachtwache im Biwak eingeteilt, weil Sie ja in den letzten 3 Biwaks schon Wache hatte (oder freiwillig die Wache eines Kameraden übernommen hat) dann schreien die Schreihälse sofort laut SONDERBEHANDLUNG.

Um es diesen ignoranten "Kameraden" recht zu machen muss man als Frau also jeden Tag 120 % geben und ALLE Zusatzämtli und Drecksjobs freiwillig übernehmen und selbst dann würde man noch etwas zu meckern finden.

Das die überproportional höhere körperliche Belastung und vielfach andauernde Belästigungen durch testosterongesteuerte Männer noch erschwerend dazukommen lasse ich mal vorneweg.

Die Armee als Organisation sieht keine Sonderbehandlung für Frauen vor. Sonderbehandlungen gibt es nur wenn jemand (z.B. Kader) diese schaffen und anbieten.

Meine Erfahrung zeigt das die meisten wAdA diese konsequent ablehnen und stattdessen sich eher für allfällige "Drecksarbeiten" und ungebliebte Extrajobs sich freiwillig melden.

Warum? Weil man zeigen will das man gut ohne Sonderbehandlung klar kommt!

Bestimmt gibt es auch irgendwo in der Armee Frauen die jede Sonderbehandlung dankend ausnutzen, aber Kameradenschweine gibt es auch bei den Männern und dieses Verhalten hat nichts mit dem Geschlecht zu tun...

 

[Joe]

@Orio - Du bemängest die potential einseitige Sichtweise dieser Bachelor-Arbeit. Aber Dein eigenes Feedback ist extrem einseitig geraten.

Ich weiss nicht, ob Du tatsächlich Pech mit den Frauen in Deinen Kompanien hattest, oder ob Du da evtl doch etwas voreingenommen und unreflektiert an das Thema herangehst.

Das eine Frau zum Beispiel Anrecht hat auf ein "Frauenzimmer" inkl. Dusche und WC ist nämlich nicht ihr Fehler - es ist vorgeschrieben (wie FlplSiSdt schon schrieb). Du kreidest es aber den Frauen an.

Meine eigenen Erfahrungen mit Frauen im Militär sind hingegen sehr gut - es macht schlicht vieles einfacher, wenn sie eigene Zimmer haben. Wenn es aber (wieso auch immer) nicht ging oder schwierig war, so haben sie immer für unkomplizierte Lösungen Hand geboten. Auf welches Deiner Soldatenrechte würdest Du zu Gunsten einer Frau verzichten?

@FlplSiSdt: Danke!

 

[Stroke]

Wieder eine kleine Ergänzung. Es ist nirgends vorgeschrieben, dass Frauen separate Zimmer haben müssen. Im Dienstreglement steht dass Frauen und Männer wenn möglich getrennt unterzubringen sind, sollte es jedoch nicht möglich sein, könnte man auch zusammenlegen. Natürlich gehen da Theorie und Praxis weit auseinander und wenn ich an gewisse Soldaten denke die ich schon gesehen habe, ist es nur im Sinne aller Beteiligten, dass sie separate Zimmer haben (vom praktischen Nutzen mal abgesehen).

Betreffend der Thematik:

Leider muss ich sagen, dass von allen Frauen die ich getroffen habe mehr als 50% zu nichts taugten, vorallem bei den "Soldatinen". Wobei das Gefälle gegen oben hin stark abnimmt, sprich je höher sie waren, desto mehr hatten Sie normalerweise (keine Regel ohne Ausnahme), auf dem Kasten. Betreffend dem Weitermachen muss ich Orio in gewissem Rahmen recht geben. Es ist zwar nicht so, dass Frauen automatisch auf der Liste sind, jedoch habe ich noch nie eine Frau gesehen welche nicht weitermachen konnte wenn sie wollte. Der Grund ist klar, Frauen in Kaderpositionen tragen zu einem "modernen", "guten" Image der Armee gegen aussen (Bevölkerung, Politik) Teil und haben dadurch Vorteile. (Ja dass ist nicht die Schuld der Frauen, aber die Situation exisitiert nunmal).

Natürlich hat jede Medaille zwei Seiten und die Nachteile die Frauen in der Armee haben, wurden bereits sehr gut von FlplSiSdt dargelegt. Daher würde ich summa summarum sagen, dass es Frauen sicher schwieriger haben als Männer. Natürlich hat es aber auch jede Frau selbst in der Hand wie sie von den Kameraden wahrgenommen wird.

 

[Toblerone]

Kerstin Vielleicht veröffentlichst du dann deine Arbeit hier im Forum, dann können sich die Männer wieder darüber streiten und wir weiblichen Adas hier im Forum können dann gegen halten