Erfahrungsbericht - RS als Sekretär

User1945

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10. Jan. 2023
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Hallo zusammen

Ich möchte in diesem Beitrag meine Erfahrungen aus der RS als Sekretär teilen. Wichtig zu sagen ist, dass der Sekretär keine Büroordonnanz oder Truppenbuchhalter ist, dies wird nämlich fast immer angenommen, wenn man erzählt, dass man ein Sekretär sei. Ein Sekretär sitzt nicht im Kommandoposten und hilft dem Hauptfeldweibel und Fourier, zumindest nicht in den ersten 12 Wochen, in der VBA Phase kann das vorkommen. Wer also wirklich so schnell wie möglich ins Büro will sollte sich nicht für den Sekretär entscheiden, in den ersten 12 Wochen wirst du das Büro nämlich gar nicht von innen kennenlernen, ausser vielleicht das des Einheit-BO wenn er dich zum weitermachen überreden oder zwingen will.

Also wie läuft die RS als Sekretär ab? Die Sekretäre werden nur in der Kaserne Bülach bei der FU Schule 63 ausgebildet, was meiner Erfahrung nach ein sehr guter Standort ist, vor allem nachdem ich in der VBA mitbekommen und selbst gesehen habe wie es in Frauenfeld bei der Ik Schule 61 abläuft. In den ersten 12 Wochen in Bülach hatten wir immer Freitagsabtreten und 4 Mal sogar Donnerstagsabtreten mit E-Learning für den Freitag. In Woche 2 und 3 hatten wir Donnerstagsabtreten was für so gut wie jeden Gold wert war, da diese ersten 3 Wochen wirklich die schlimmsten waren. Ein Füsel oder ähnliche werden mich jetzt auslachen, wenn ich sage dass diese Wochen hart waren, aber sie waren es.

In den ersten Wochen hatten wir die klassischen AGA-Module wie Sanitätsdienst, Zwangsmittel, Waffenmanipulationen an der Pistole, Schiessausbildung, Beobachtungsposten, Nachtsichtgerät und Wachtdienst. Diese Themen werden bis Woche 11 wenn die Inspektion durch ist repetiert, mit der Zeit wird dies ziemlich langweilig. Dazu hat man auch noch Fachdienstausbildung, dort lernt man was der Sekretär denn in seiner eigentlichen Funktion können muss, dies waren für mich immer die schönen Tage, vor allem wegen der Winter-RS. Diese Ausbildungen finden in einem modernen Schulungsraum statt und die Themen sind meistens ziemlich schnell abgearbeitet, sodass man tatsächlich oft und lange Pausen macht.

Da der Sekretär meiner Meinung nach eine Funktion ist die eigentlich gar nicht (mehr) gebraucht wird, hat man ab Woche 3 jede zweite Woche regelmässig Wachtdienst unter der Woche. Das heisst, dass die Hälfte des Zuges jeweils ± die Hälfte der Woche auf der Wache eingeteilt ist, die andere Hälfte ist in der Fassmannschaft und somit gibt es jeweils noch 2-5 glückliche die gar keinen Auftrag haben für diese Zeit und oft Häsibe oder mit dem anderen Zug unterwegs sind. Die Tage an denen keiner des Zuges auf der Wache ist wird Fachdienst stattfinden.

Was ich Schade finde ist, dass für die VBA Phase die Sekretär Züge aufgelöst werden und man mit ein paar anderen in andere Schulen, Kompanien und Züge kommt. Ich wurde in die Ik RS 61 nach Frauenfeld geschickt, dies ist jeweils die Grösste Gruppe der Sekretäre die dort hingeschickt wird. In Frauenfeld wissen sie leider nichts anzufangen mit den Sekretären, in der ersten Woche wurden wir regelrecht ignoriert und dann direkt für zwei Wochen in den Wachtdienst gesteckt da wir aufgrund der Pistolen beim Gefechtsschiessen nicht dabei sein können. Dieser Wachtdienst hat uns aber wenig gestört, da wir jeweils 12h Ruhezeit am Stück hatten und es somit sehr entspannt war. In Wo 16-17 findet dann die Abschlussübung statt, bei der einige Sekretäre in Hochsicherheitsanlagen stationiert wurden, wo sie dann endlich ihre Funktion ausführen hätten sollen, jedoch hatten Sekretäre keinen Zugriff auf die IT Infrastruktur, da sie ja von einer anderen Schule kamen. Somit konnten diese rein gar nichts machen. Andere wurden für die Nachtwache auf dem Kp oder LVZ eingeteilt, bei der ebenfalls nichts gemacht wurde ausser sich die Zeit tot zu schlagen.

Zuletzt würde ich sagen, dass die RS als Sekretär sicher eine entspannte RS ist, für Leute die keine Lust auf Zivildienst haben, aber es nicht einsehen sich gross für den Staatsverein zu opfern.
 
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Das deckt sich fast 1 zu 1 mit meiner RS im 2019. Nur hatten wir keine Ausbildung am Nachtsichtgerät, keinen modernen Schulungsraum und nie Donnerstagsabtreten, dafür praktisch immer am Freitag.

Wie "angenehm" eine RS ist, hängt aber immer vom Kader ab und deren Kompetenz. Aber ja, es ist keine schlechte Funktion, wenn man eine geringe Motivation für den Dienst hat und auch nicht der Sportlichste ist. Das Anstrengendste war der 50km Marsch in der zweitletzten Woche. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Märsche mit den neuen KS einfacher zu bewältigen sind. Von meinen 2 Paar KS90 habe ich bis heute nur 1 Paar richtig eingelaufen.
 
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Den modernen Schulungsraum gab es 2019 wahrscheinlich noch nicht. Die alte Mehrzweckhalle mit Turnhalle hinter der Kaserne 3 wurde renoviert und im EG befindet sich jetzt der moderne Schulungsraum für die Sekretäre.

Die Kader sind natürlich entscheidend für den Verlauf der RS. Zu den Märschen kann ich dir nicht viel sagen, da ich eine Marschdispens habe. Wir hatten in der 5. Woche den 15 km Marsch und in der 17. Woche noch einen 35 km Marsch, bei dem aber so wie ich gehört habe massiv abgekürzt wurde vom Löfti.