2 Frauen erhalten erstmals das Ranger Abzeichen

Hightower

Erfahrener Benutzer
28. Apr. 2011
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An anderer Stelle wurde es schon erwähnt, zum erstenmal haben zwei Frauen die US Army Rangers School erfolgreich absolviert. Blick, 20 Minuten oder Spiegel Online haben darüber berichtet. Im April diesen Jahres haben zum erstenmal neben rund 400 Männern 19 Frauen den 62-tägigen Kurs begonnen. Dies zwei Jahre nachdem die US Army Frauen für Kampfeinheiten zugelassen hat.

Um einige Missverständnisse zu klären:

Die US Army Rangers School ist ein zweimonatiger Kurs in Führung von (Leichten) Infanterieeinheiten in Gruppen bis Zugsgrösse und gilt als eine der physisch anspruchvollsten Führungsausbildung der US Army. Der Kurs ist offen für alle Angehörige der US Streitkräfte. Den Hauptanteil bilden Unteroffiziere (Corporals bis Staff Sergeants) und Subalternoffiziere (Lieutentants und Captains).

Das Hauptziel ist Führer auszubilden, die unter grosser physischer und mentaler Belastung funktionieren. Dies bedeutet wenig Schlaf (Trainingstage von bis zu 20 Stunden über längere Zeit), wenig Essen (zwei oder weniger Mahlzeiten/Tag mit 2200 kcal) und lange Märsche unter taktischen Bedingungen (30-40 kg Ausrüstung, Waffen und Munition, insgesamt über 320 km Marschdistanz). Die Teilnehmer lernen das taktische Gefechtsverhalten, die Planung und Ausführung von In-/Exfiltrationen, Angriffen, Hinterhalte,etc. Das Ganze in Dschungel, Gebirge und Wüste.

Vergleichbares wäre der Einzelkämpferlehrgang des deutschen Heeres und in sehr abgespeckter Variante der damalige Commandokurs der Felddivision 6.

Der Kurs ist ein Führungskurs und hat nichts mit dem 75. Ranger Regiment zu tun, welches Teil der US Sondereinsatzkräfte ist. Jeder der will, zugelassen und den Kurs besteht erhält das Ranger Abzeichen. Man ist damit nicht automatisch ein Teil des Ranger Regiments. Beide werden jedoch aus historischen Gründen als Rangers bezeichnet und praktisch alle (Kader zwingend) "Regimental Rangers" haben das Ranger Abzeichen.

Wieso erzähle ich das? Seit der Ankündigung der US Army den Ranger Kurs für Frauen zu öffnen, sind überall Kommentare und Meinungen zu hören gewesen, dass die Infrastruktur nicht für Frauen geeignet sei, dass die Standards für Frauen aufgeweicht würden, das Kader des Kurses sei beeinflusst worden, die Frauen würden aufgrund der Biologie nicht mithalten können etc.

Dazu folgendes: Das Problem mit getrennten Schlafräumen, Toiletten und Duschen wurde sehr pragmatisch gelöst. In den Schlafbaracken wurde an einem Ende mit Spinden ein abgetrennter Bereich geschaffen wo die Frauen schliefen und sich umzogen. Da man sowieso kaum schläft oder Zeit hat, war das kein Problem. Die Toiletten wurden gemeinsam genutzt, die Frauen benutzten die abschliessbaren Toiletten und haben keinen Bedarf für Pissoirs. Wiederum hatte man kaum Zeit dafür. Für die Duschen wurden Frauenduschen definiert, die für eine bestimmte Zeit für die Frauen reserviert wurden. Und auch hier wurde kaum geduscht bzw. war kaum Zeit vorhanden. Das Problem von fehlender Infrastruktur ar für die Teilnehmerinnen inexistent, da sie konstant mit völlig anderen Dingen beschäftigt waren.

Die beiden Frauen haben bewiesen, dass die physischen Anforderungen erfüllt werden können. Es gibt zahllose Sportlerinnen die zu mehr fähig sind, als der Durchschnittssoldat, weshalb sollte es also nicht Frauen geben, die wenigstens in die Nähe der Qualifikationsansforderungen kommen? Es ist klar, dass man dazu in Topform sein muss. Die beiden Absolventinnen wurden von ihren männlichen Kameraden wiederholt als "Maschinen" bezeichnet. Eine der beiden Absolventinnen belegte zum Beispiel den zweiten Platz auf einem 20 km Gepäckmarsch.

Ein wichtiger Aspekt für die Leistungsbewertung der Kursteilnehmer sind sogennante Peer-Bewertungen, wo die Teilnehmer sich gegenseitig anonym bewerten. Nur wer von seinen Kameraden akzeptiert wird, besteht diese Bewertungen. Wären die Frauen in irgendeiner Weise bevorzugt worden oder noch schlimmer, hätten eine Bevorzugung gefordert, wäre ihnen dies spätestens hier zum Verhängnis geworden.

Es ist klar, dass dieser Kurs nichts für Jedermann ist. Die Durchfallquote beträgt ca. 50 %, wobei die meisten gewisse Teile der Ausbildung mehrmals durchlaufen und "recycled" werden. Es ist erst recht klar, dass dieser Kurs nichts für jede Frau ist. Es fordert aber niemand eine 50 % Quote, nur dass diejenigen die wollen, auch können. Und dass auch Frauen diesen Kurs bestehen können, haben CPT Griest und 1LT Haver bewiesen.

Was bedeutet dies für die Schweizer Armee? Frauen sind bei uns schon seit längerer Zeit für alle Waffengattungen zugelassen, die Wertung für die Einteilung erfolgt nach der gleichen Tabelle. Ich habe meine RS zu einer Zeit gemacht, als dies noch nicht der Fall war, und habe bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Erfahrungen mit Frauen in meiner Truppengattung (Inf) gemacht. Was sind eure Meinungen und Erfahrungen?

Links zum Thema:

http://sofrep.com/42761/really-happened-women-ranger-school-class-06-15/

http://www.csmonitor.com/USA/Military/2015/0820/New-female-Rangers-did-more-than-pass-They-beat-me-male-student-says-video