Willkommens-F*** und Gradautorität

Cicero

Neuer Benutzer
06. Sep. 2011
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Salut!

Was ich, bezugnehmend auf die Gruppen- und Zugführer, nicht verstehen kann, ist die Tatsache, dass jeder junge Kader glaubt, ein Willkommens-F*** sei nötig und sinnvoll. Sie verstecken sich hinter ihrem Grad und glänzen kaum mit Fachkompetenz. Ich bin momentan selbst an der UOS und es ist mir wirklich schleierhaft, wie man nach einer auf Kompetenzen ausgelegten Führungsausbildung den gradautoritären Schreihals spielen muss. Liegt das am Alter, an der Unsicherheit oder aber am Glauben, alle einrückenden Rekruten seien tatsächlich so chaotisch, dass es anders nicht gehen würde?

Gruss Cicero

 
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Salut Cicero.

Das liegt, meiner Einschätzung nach, an der eigenen Unsicherheit, und dem eigenen Unwissen wie man mit Menschen auch umgehen kann. Vor allem ist es dann jeweils so, dass was man beim eigenen RS Start gesehen hat, gerne auch mit den eigenen Untergebenen macht. Macht ja Spass.

Ein gewisser Drill ist in Ordnung, ich muss sagen, gewisse Rekrutenschulen vor uns hatten Ihre Probleme mit diesen Dingen, und irgendwann hat es einfach nicht mehr funktioniert, und die Soldaten haben das getan was Ihnen lieber war. Wir haben von Beginn weg genau dort angesetzt und die Schraube erst gelockert als es uns gepasst hat wie die Leute gespurt haben. Aber nichts mit Willkommens-F*** oder ähnlich, korrekter Umgang mit allen, und wenn etwas nicht korrekt erledigt wurde setzte es eine Strafe. Punkt.

Da ich den Fahrerzug hatte, und für die eigentlich alles selber besorgen musste, weil Sie in einer anderen Kaserne waren wo der Feldi nicht geschaut hat, war die Sache noch ein wenig anders. Aber auch die haben gespurt und gewusst wo das Ende war, und wir hatten eine gute Zeit miteinander ohne das wir unnötig irgendwo noch eine Schraube hätten ansetzen müssen.

Zurück zu deiner Frage: Im Allgemeinen kann man sagen, dass es manchmal etwas von allem ist. Ich habe aber auch schon weitaus bessere Beispiele gesehen. Sprich: Man darf einmal mehr nicht verallgemeinern.

Gruss

sergey

 
Als erstes: neue Rekruten MUSS man anbrüllen, schliesslich hat mich auch jemand am 1. Tag angebrüllt. Alles andere wäre unfair :twisted: .

Aber als Uof Anw hast du ev. schon gelernt, dass es 3 Arten von Autorität gibt: fachliche, institutionelle und persönliche Autorität. Und optimal ist eine Kombination aus allen drei blablabla (das ist übrigens auch die Lösung für eine FUM-Frage (also ohne das blablabla)).

Da die fachliche Kompetenz im UOS-Alltag nicht so einfach zu zeigen ist, versuchen das einige durch das Institutionelle zu substituieren, andere wiederum sind einfach machtgeile LEO.

Böderweise sind sie trotzdem deine Vorgesetzten. Deshalb rate ich dir einfach, was ich meinen Soldaten auch jeweils rate: "Nimms mit ämnä lächlä". Dähei chasch än Stei schriisä und dänkä was du wotsch.

Alle AdA mussten da mal durch...

PS: LEO steht für "Lammerzeugungsorgan", übersetzt es einfach ins Schweizerdeutsche... :wink:

 
Der Grund "Weil ich da auch durch musst" gefällt mir, da ich dasselbe jetzt auch in meinem Fussballklub mache. Als Neuling musste ich auch immer das Material schleppen, die Flaschen auffüllen usw. Mittlerweile spiele ich die 6. Saison bei den Aktiven und verlange jedes Jahr von den Neuen, dass sie diese Aufgaben erfüllen.

In meiner RS hatten wir Uof einen etwas merkwürdigen mit den Rekis. Es war Freitagabend nach der 1. Woche und der 1. Marsch stand auf dem Programm. Da der Zfhr (ZM) mit dem Zug schon im Stress war, konnten wir uns nicht vorstellen und mussten noch dafür sorgen, dass das Gepäck richtig verpackt und montiert ist. Naja, wir wurden dann während dem ganzen Marsch von den Rekruten zugetextet und sie glaubten, dass wir gleichgestellt waren (Kein Anmelden, sie duzten uns und kannten nicht mal unseren Rang). Es war ein rechtes Stück Arbeit sie auf den militärischen Weg zu bringen :lol:

Wir waren viele Uof und es gab wirklich alles: Vom Oberf***er (Befehl BBB - Bürschte Bürschte Bürschte) über guter Grfhr bis hin zu jenem, der sich noch unwissender verhielt als die Rekruten (wele Grad het dä gha?)...

Naja, ich muss zugeben, dass ich auch ein wenig strenger war als ich hätte sein müssen und es war auch ein bisschen vergeben. Es war ein Romandzug, dazu noch faule welsche Grfhr => Ich war "verhasst" und laut ihrer Liste der 3 schlimmste Grfhr von 7 (der Tessiner war Letzter und der andere Deutschschweizer vorletzter), aber solche Sachen interessieren ja niemanden.

Ziemlich weit vom Thema abgekommen, aber ich beantworte die Frage hier, wie ich sie einem Rekruten beantwortet habe, der Offizier machen wollte (ich sollte ihn mal fragen, was draus geworden ist):

"Sie werden selber sehen, wie es mit den Rekruten sein wird und ihren eigenen Weg wählen. Und ich hoffe sie werden ähnliche bekommen und mich dann verstehen."
:)
 
Ich stimme ArtUemUof und Sergey absolut zu. Man muss besonders bei neuen AdA einen harten Kurs fahren, nachlassen kann man immer (ich war wohl auch einer der "bösen" GrFhr). Allerdings unterscheide ich ganz klar zwischen strengen Vorgesetzten und Schleifern. Ich erinnere mich an unseren Kadi beim Abverdienen. Normalerweise war "nur" sein Stv vor Ort da unser Kp Kdt auch die neue RS übernehmen musste (obwohl meiner Meinung nach schon eine Kp zuviel für ihn war). Wir erkannten im Voraus, wann er "auf Besuch" sein würde, weil dann das AV immer eine halbe Stunde früher anfing (und meisst überzogen wurde). Dann gab es "liegen" und "kurze Vs" um uns zu zeigen, dass der Chef da ist (natürlich mit dem vorausgehenden Befehl: "höheres Kader austreten"). Und ja, er war ein Füsl.

Solche Massnahmen sind einfach nur Schikane und bezwecken nichts, ausser noch mehr Antipatie.

 
Gehört doch etwas dazu.

Damit meine ich nicht irgendwelche Beleidigungen oder Schikanierungen. Sanftes Bellen zum Auftakt ist der schnellste Weg um einen Standpunkt klar zu machen. Bis zum Ende kann man von mir aus mit jedem ein Einzelgespräch geführt haben um den jeweiligen Bf zu besprechen aber am Anfang steht da ein Haufen in Grün und diese Masse lässt sich nunmal am einfachsten mit einem simplen Impuls steuern.

Von 10 Leuten ist es vielleicht 6 egal aber die 4, welche es beeindruckt rennen los und ziehen die anderen mit, Ziel erreicht.

Für tiefgründige Psychoanalysen jeder einzelnen Person und Gspührschmirunden, damit sich auch jeder besonders wohl fühlt, hat man später noch genügend Zeit, weil auf Dauer verliert das Bellen seine Wirkung, dann zieht nur noch Fachkompetenz und Persönlichkeit.*

*oder das Anwenden purer Gewalt. :twisted:

 
Schön gesagt. Erfahrungsgemäss ist es ja auch ein wenig so, und dass können wohl alle Kader bestätigen, dass die Buben gerne die Grenzen austesten wenn ein neuer Vorgesetzter vorne dran steht. Da gehört ein gewisses nachdrückliches Aufzeigen der Leitplanken schon ein bisschen dazu. Es zeigt sich i.R. ja dann auch sehr schnell wer dazu noch Fachkompetenz aufweisen kann, und dann funktioniert es anschliessend auch gut ohne Bellen.

 
...und ich dachte für die psychologische Aufarbeitung sei die Frust-Ecke da...

 
Nachdem ich eingerückt bin und wir ehemaligen Festungspioniere uns auf die neue "Funktion" Werkschutz eingestellt haben. Nahm uns der Zufh zu Seite und machte eine klare Ansage " Herre, es liegt bei euch ob wir in den nächsten 3 Wochen gut haben oder ob die 3 Wochen für euch zu Hölle wird. Ich erwartet von euch, Einsatz, Einsatz und nochmals Einsatz. Wenn der Oberst zufrieden ist, bin ich es auch und wir können schönen Zug Abend durchführen. Wenn Ihr mich entäuscht werde Ich diese 3 Wochen zur Qual machen für euch..hat das hier jeder Begriffen...

Trotz des Anstrengenden Tagesablauf, gaben wir uns Mühe, das beste Ergebniss zu liefern, wir schauten auch, dass Niemand aus der Reihe tanzte.

Als der Oberst einen Besuch abstattet, hatten wir zu wenig "Figuranten" für die Übung mit dem Rettungsbrett, wir fragten Ihn ob er sich bereit erklärte, mitzumachen er willigte ein.

Am Schluss sagte der Oberst " Ich war vorher Sich Zug dort wurde auch viel geleistet, aber der Einsatz Wille hier und die Leistungsbereitschaft ist sagenhaft...

Am Schluss bekammen wir ein "Sehr gut" und konnten Super Zug Abend feiern mit Grill und Würste :)

Am Ende der Woche 2 war ich Truppführer des "Werkschutz" Truppes und am Ende wurde ich noch zum Gfr ernannt..

Zufhr war Pädagoge und hat ein Händchen für das Führen eine Gruppe, der Zufhr V war super..

LG

Obelix