Meine Erfahrung als Oberleutnant I

oibaf

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27. Feb. 2023
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Meine Erfahrung als Oberleutnant


Guten Tag Kameraden,

seit dem 27. Februar 2023 bin ich recht aktiv auf dem ArmeeForum. Begonnen habe ich als verwirrter Zivilist, mittlerweile bin ich über zwei Jahre später ein Oberleutnant a.D.
663 Diensttage habe ich an einem Stück geleistet. Das sind 95 Wochen oder auch knapp 22 Monate.
Regelmässig habe ich hier im Forum Fragen gestellt, gestellt bekommen und reichlich beantwortet.
Diesen Eintrag wollte ich nun unbedingt verfassen, um für Interessierte hier im Forum einen kleinen Erfahrungsbericht festzuhalten, wie die Zeit als Offizier so war und was man wissen sollte, bevor man sich für diesen Weg entscheidet (sämtliche Bilder sind original aus meiner Militärzeit). Da Einträge auf dem Armeeforum auf maximal 10 000 Zeichen beschränkt sind, ist der vollständige Eintrag aufgeteilt in mehrere Einträge.

Wichtig zum Anmerken:
Die wichtigste Ressource in der Armee sind Menschen. Eure Erfahrungen können stark abweichen von meiner Erfahrung, da sich Schlüsselpositionen wie Klassenlehrer, Kommandanten, Kameraden etc. stetig ändern in der Armee.
Es ist ein dynamisches System und nichts ist in Stein gemeisselt.
Das hier sind Tatsachen, wie ich sie erlebt habe und meine Meinung dazu. Bei jedem von euch kann das anders sein und das ist legitim.

Kurz zu mir:
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Selektion an der MP Schule 19​

Die Selektion für die höheren Kaderfunktionen war anstrengend und trotzdem machbar, dafür aber nicht sehr originell. 70% Bestand aus Marschieren, 20% aus Fragen/Test, 10% Sport mit einem anschliessenden persönlichem Interview.
Das war ein Zeitaufwand von ungefähr 12 Stunden mit Einsatzvorbereitung und Reorganisation. Die Übung selbst ging nur knapp von 22:00 bis 5:00 Uhr.
Ich war recht enttäuscht von der Selektion und von meinen Kameraden aus Kompanie 2 hörte ich grösstenteils ähnliche Ansichten.

Im Gegensatz zur Kompanie 1 haben die Wachtmeister bei der Kompanie 2 eine Selektion für die Unteroffizersschule. Viele von uns Wachtmeistern sind der Meinung, dass wir die Selektion für die UOS viel härter fanden als die für die OS.
Die UOS Selektion im Vergleich ging zwei ganze Tage, mit Biwak, Schutzmaskenparcour und einem wirklich tödlichem Leistungsmarsch auf 2100 Höhenmeter (Thyon 2000). Essen gab es am Morgen ein Gren-Pack und das Abendessen mussten wir auf einer Feuerstelle selbst kochen. Schlafenszeit war ungefähr 2 Stunden. Am nächsten morgen dann Schiessen mit Pistole und Sturmgewehr.
Da diese Selektion so nicht mehr durchgeführt wird ist es für zukünftige Anwärter nicht wirklich hilfreich zu wissen.

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Offiziersschule in Liestal​

Als MP ist man an der Infanterie Offiziersschule, bei uns war es aber noch so, dass wir eine reine MP Klasse waren, also wir uns speziell auf Einsatzverfahren der Militärpolizei und ihre Waffen fokussieren konnten.

Ich empfand die Offiziersschule als eine einmalige Lebenserfahrung. Man erlebt Sachen, welche man nie mehr erleben wird (Super Puma fliegen, NATO-Packung schwimmen, 101km Marsch, Gefehtsschiesswoche & generell die Übungen mit Markier Munition). Ich habe vor allem gelernt mich unangenehmen Situationen zu stellen und lernen, dass ich in der Lage bin sie zu überwinden. Das Gefühl nach der 10-tägigen DHU und dem 101km Marsch ist ein überwältigendes Lebensgefühl, welches so gut wie jeden Aspiranten zu Tränen gerührt hat, mich eingeschlossen.

Diese Geschichten und Erinnerungen werde ich ein Leben lang behalten, weshalb ich unfassbar froh bin, dass ich das erleben durfte.

Was jedoch sehr zu kurz kommt in der OS – wobei mir viele Kameraden zustimmten – die wahre Vorbereitung auf die Rekrutenschule. Wie führt man effizient einen Rapport, wie schreibt man einen aufgehenden ZAP, wie stellt man formal korrekt gewisse Anträge, wie kontrolliert man seine Wachtmeister, etc…

Die Offiziersschule hat aus mir einen besseren Soldaten gemacht, aber nicht wirklich einen Führer.

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Das Abverdienen als Zugführer während der Rekrutenschule​

Wenn ich mich an ein Gefühl aus diesen 19 Wochen erinnern kann, dann ist es vor allem eines: Overflow.
Ich zu meinem Teil hatte das Gefühl immer überladen zu sein mit Aufgaben.
Das tödlichste während dem Abverdienen ist die Übersicht zu verlieren, ich habe immer eine Checkliste geführt und wichtige Sachen welche schnellstmöglich erledigt werden mussten markiert. Das hat mir zwar gut geholfen mindert aber trotzdem nicht den Arbeitsumfang.
Hierbei sind zwei externe Faktoren wirklich entscheiden: Der Kommandant und deine Wachtmeister.

Die Wachtmeister benötigst Du, um Aufgaben zu delegieren. Wenn Du verlässliche Wachtmeister hast kannst Du Aufgaben guten Gewissens an sie weitergeben (Munitionsbestellung, Materialfassung, Vorbereiten der Ausbildungsplätze, ABV Informationen, etc.) und dich als Offizier um dein Kern-Business kümmern (Planen von Zugsarbeitsplänen [ZAP], Entwicklung von Übungen, Vor-, und Nachbereiten der Rapporte).
Wenn Du Wachtmeister hast, die ihre Arbeit nur teils oder gar nicht erledigen fällt mehr davon auf dich als Offizier zurück, weil immer Du die Verantwortung trägst.

Der Kommandant ist sehr entscheidend für die Führung auf allem was Stufe Kompanie läuft. Essen, Märsche, MIKADO, Dienstbetrieb, Ausbildungsplätze usw.
Wenn er unzureichend plant oder häufig mit spontanen Änderungen kommt wird das auf die Leutnants zurückfallen. Nicht selten musste ich ZAPs häufiger ändern weil es Änderungen zu Plätzen, Zeiten, Zahlen oder sonst was gab. Und diese spontanen Änderungen wälzt sich schlussendlich voll auf den Zug ab, weil wenn Du keine Ahnung hast was abgeht, wie sollen die Rekruten das wissen?

Von meinen Kameraden in der Kompanie 2 sind eigentlich alle Leutnants anderer Meinung als ich, aber ich fand diese Zeit zum kotzen und würde das nie wieder tun wollen.
Sie fanden das eine einmalige Erfahrung zu planen, organisieren & führen und erlebten eine tolle Zeit mit ihren Zügen.
Ich nicht. Sage ich ganz offen, ich habe es nicht hinbekommen den Druck von Oben und die Bodenlosigkeit von Unten zu managen.
Im Nachhinein hätte ich folgendes besser gemacht:
  • Meine Wachtmeister strenger kontrolliert und bestraft
  • Dem Kommandanten öfter „Nein“ sagen
  • Übungen simpler aber dafür klarer gestalten
  • Die ZAPs und meine Idee im AR1 theoretisch intensiver besprochen
  • Für das AR2 mehr Zeit einplanen
  • Den Rekruten mehr Freizeit geben
Oben die Wichtigste Priorität und nach unten hin das weniger wichtige.
Wie sich anhand davon schon ableiten lässt empfand ich meine Wachtmeister mehr Fluch als Segen. 3 von 5 waren französischsprachig, einer von den zwei Deutschschweizern mehr interessiert an seine „Versetzung“ an die OS als in seine Lektionspläne.

Mein ultimativer Tipp also für angehende Offiziere:
Lerne bereits während der RS als Wachtmeister die Rekruten kennen und überlege, welcher wie tickt, denn das werden später deine Wachtmeister werden, wenn Du Leutnant bist.
Wir hatten die Möglichkeit in der KVK Woche einige Wachtmeister auszutauschen. Das tat ich nicht, weil ich keinen davon kannte.
Das habe ich gar nicht gut gemacht.

Geschlafen hat man wenig als Leutnant, dass trifft auf alle höheren Kader zu. Auch Essenszeit wird knapper. Wenn Du deinem Zug eine Stunde zum Essen gibst hast Du selbst evtl. nur eine Viertelstunde oder 20 Minuten. Vor allem Kopfnahrung wird wichtig sein als Leutnant, ohne Kekse hätte ich die viele Bürozeit bis spät in die Nacht nicht überstanden.
 
Ein weiterer Belastungspunkt sind die Kompanierapporte.
Erstens wird zu viel über Dinge geredet, welche nicht relevant sind, vor allem für dich als Zugführer nicht. Das meiste betrifft das „heilige“ Dreieck aus Kommandant, Hauptfeldweibel und Fourier.
Zusätzlich der Standort. Wenn Du mit deinem Zug an einem externen Ausbildungsstandort bist, der KR aber in der Kaserne stattfindet, wirst Du immer irgendwie zwischen den Standorten hin und her pendeln müssen. Das Kader darf nicht fahren (wer führt fährt nicht) man kommt ohnehin nicht auf die vorgeschriebene Ruhezeit von mindestens 6 Stunden.
Also brauchst Du immer mindestens einen Fahrer + ein Fahrzeug für das Pendeln und das jeden Tag.
Bei uns hatte jeder Zug nur ein 921 Fahrzeug und einen 921 Fahrer. Also konnte das Fahrzeug in dieser Zeit nicht für Ausbildung genutzt werden (Fahrzeugdurchsuchung, Checkpoint, Sperre, etc.) und dieser eine Rekrut hat einfach jeden Tag zwischen 2 und 3 Stunden Ausbildung verpasst, weil ja nur er fahren konnte.
Übrigens brauchst Du auch hier wieder vertrauensvolle Wachtmeister. Ich weiss, dass jedes Mal sobald ich vom Ausbildungsplatz verschwand und zu den Kompanierapporten musste, meine Wachtmeister gerne „experimentiert“ haben mit der Ausbildung. Jedes Mal bekam ich hinterher den Anschiss vom Kadi, weil ich nicht genug „kontrolliere“.
Ja ich war als Leutnant definitiv nicht streng genug, aber ich habe alles kontrolliert was ging, aber wenn ich nicht auf Platz bin, wie soll das gehen?
Man kann auch nicht alles kontrollieren als Leutnant. Bei mir ging das soweit, dass ich als Zugführer bei der Material-, und Munitionsfassung dabei war, ich die Material-, und Munitionsbestellungen schreiben musste, ich am Abend zu den Rekruten ins Zimmer ging, um die Informationen für morgen weiter zu geben und ich irgendwann den Platz nicht mal mehr verlassen konnte um irgendwo auf die Toilette zu gehen, weil 5 Minuten meinen Wachtmeistern reichte um Blödsinn anzustellen.
Nennt mich jetzt paranoid, aber ihr wart nicht dabei.
Und das in Kombination mit einem Kommandanten, welcher dich für alles bestraft, ist schlimm gewesen.
Mein Vorschlag wäre gewesen, dass der Kompanierapport entweder am Morgen oder am Abend stattfindet, während sowieso noch alle in der Kaserne sind.
Aber immer so mitten am Tag resultierte einfach darin, dass ich vier Mal am Tag zwischen Ausbildungsstandort und Kaserne pendeln musste.

Besser wurde meine persönliche Erfahrung mit der RS erst, als ich ab Woche 13 aufhörte ZAPs zu schreiben. Die Pläne sind sowieso nur zum Rauchen, wenn sich niemand daran hält und das Freestylen des ganzen Tages ermöglichte mir eine mentale Akzeptanz von Verzögerungen, dass direkte Anpassen an neue Situationen und liess mich in meiner Rolle als direkter Zugführer mehr aufblühen, weil nur ich den Plan im Kopf hatte.
Möglich war das auch nur, weil wir ab dann die Kompanierapporte vermehrt abends machten, da der Kommandant selbst für die Zugseinsatzübungen, welche ab der VBA1 beginnen, auf dem Feld sein musste.
Ab Woche 14 sass ich dann auch nicht mehr im Büro.
Ich sagte das auch so dem BM Hauptmann, dass es mir verleidet war diese ZAPs zu schreiben. Er meinte nur solange es zumindest gemäss Tagesbefehl wäre, sei das in Ordnung o.Ä.

Sicherlich einer meiner grössten Fehler – den viele machen – war, dass ich den Zug als „meinen“ Zug verstand. Es war bei uns ein Kult, dass es nicht Zug Amboss, Bivio oder Canale hiess, sondern Zug Fabio. Ich verspürte eine Identität zum Zug und empfand ihn als meine Persönlichkeit. Das Scheitern des Zuges wäre mein Scheitern, sein Erfolg mein Erfolg.
Was sich auf dem Papier zwar richtig anhört, dass ein Zugführer ein gewisses Mass an Verbundenheit zu seinem Zug hat, kollidiert vor allem dann sehr schwer mit der Realität, wenn es – wie bei uns – nach Woche 7 einen Zugswechsel gibt.
Ja, was ist dann eigentlich schon Zug Fabio?
Letzte Woche noch Zugsliegestützen gemacht und laut den Namen und Motto gebrüllt, schreien sie diese Woche verteilt auf 5 Züge andere Namen.
Ab dann machte ich auch keine Zugsliegestützen mehr, weil ich hätte die Rekruten zum Lügen gezwungen, wenn sie letzte Woche noch „Zug Bastien“ rufen und diese Woche meinen Namen.
Ab da empfand ich diesen Kompanieinternen Zugskampf und die angebliche Loyalität zum Zug lächerlich. Zugsbadges und Zugspulli machte ich noch welche für die Soldaten als Erinnerungsstück, aber eine Fahne lies ich nicht machen. Ich fand die Vorstellung seinem Zug loyal zu sein lächerlich und sprach ab dann oft den Satz: „Wir sind alle unter der gleichen Fahne, die Schweizerfahne.“ und wollte mich nicht mehr wirklich mit dem Zug als eine persönliche Verbindung identifizieren.
Man merkte, dass dieser Gedankengang nicht nur in mir so wirkte, sondern natürlich auch in den Wachtmeistern und Rekruten. In der ganzen Kompanie sank die Motivation und Akzeptanz für den militärischen Drill, es war ein Weltbild, derer man sie beraubte.
Am Häufigsten, wenn man Leute nach guten Erinnerungen an ihre RS fragt, antworten sie eines: Kameradschaft. Doch diese gute Erfahrung wurde ihnen zum grössten Teil genommen. Kameraden wurden getrennt, Gruppen zersplittert, Beziehungen zu Wachtmeistern oder dem Zugführer neu gewürfelt.
Ich hätte mir das nicht vorstellen können, meine RS ohne mein Binom zu machen, mit dem ich gemeinsam im Zelt schlief, Wache hielt oder auf Märschen trug.

Einen positiven Punkt hatte das ganze für mich trotzdem, ich erhielt drei neue Wachtmeister, das machte mir den Alltag ab dann etwas angenehmer.
Wenn ich heute darauf zurückblicke, dann würde ich sicherlich mit einer anderen Einstellung dran gehen, was der Verband auf Stufe Zug wirklich bedeutet und mich von Erfolg und Misserfolgen nicht mehr beeinflussen zulassen, sondern Objektiv meine Arbeit als Offizier zu leisten.

Zum Abschluss möchte ich trotz aller Erfahrungen bekennen, dass ich immer stolz darauf war diesen Dienst für das Land leisten zu dürfen, auch wenn mich selbst vieles Enttäuscht hat.
Für mich war die Erfahrung zwar schrecklich, doch objektiv muss man sagen, dass erfolgreich 30 Soldaten unter meiner Führung ausgebildet wurden und der Staat interessiert sich nicht für meine persönliche Erfahrung.
Auch die anderen, welche eine positiv verbleibende Erinnerung an die Zeit des Abverdienens haben, haben ihre 30 Soldaten ausgebildet, das Endergebnis für den Einsatz war bei uns allen schlussendlich doch gleich.
Und dass die Soldaten auch wirklich bereit waren für den Einsatz, konnten wir als Durchdiener auch direkt anschliessend im Aktivdienst beweisen.

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Der Aktivdienst und Beförderung zum Oberleutnant​

Der Aktivdienst bei der Militärpolizei Bereitschaftskompanie sieht folgendermasen aus:
Es gibt fünf Züge (sind nicht die gleichen wie in der RS, sie werden neu gemischt, je nach Einteilung (Sprache, Wohnort, Fähigkeiten, etc)):
  • KdO Zug, bleibt immer in Sion und übernimmt vor allem Aufgaben in Logistik und Dienstbetrieb
  • Bereitschaftszug, ist die meiste Zeit in Sion, hält sich 24/7 bereit für spontane Einsätze, unterstützen gemäss Planung den Botschaftsschutz in zwei Schweizerstädten. Die Angehörigen dieses Zuges dürfen für die gesamten 6 Monate keinen Alkohol trinken.
  • Einsatzzug West, verteilt im Sektor Westschweiz und bewacht militärische Infrastruktur
  • Einsatzzug Zentral, verteilt im Sektor Zentralschweiz und bewacht militärische Infrastruktur
  • Einsatzzug Ost, verteilt im Sektor Ostschweiz und bewacht militärische Infrastruktur
Die Wachtmeister sind in den unterschiedlichen Zügen verteilt und machen fast das gleiche wie die Soldaten.
Jeder Offizier wird auch hier wieder Zugführer eines Zuges.
KdO-, und Bereitschaftsoffizier sind dauerhaft in Sion oder gemäss Einsatz.
Die Sektor Offiziere sind generell in Sion, machen aber pro Woche eine Kontrolle auf jedem Standort in ihrem Sektor.

Ich wurde Zugführer für den Sektor Zentralschweiz.
In dieser Rolle blühte ich richtig auf. Mit meiner gewonnenen Erkenntnis aus der RS ging ich mit einer veränderten Sichtweise in den Aktivdienst.
Während alle dafür bereit waren nach diesen anstrengenden 18 Wochen zu „chillen“ war ich voll motiviert.
Für mich stand der Einsatz im Mittelpunkt, da der „Zug“ ohnehin auf mehrere Detachemente in der Schweiz verteilt war.
Ich schrieb einen schriftlichen Befehl für den Einsatz auf Stufe Zug und machte die Kontrollen gründlich nach einem Schema und korrigierte auch strikt die Wachtmeister, wenn mir etwas nicht passte. Das bezog sich vor allem auf den Bereich Dienstbetrieb und Logistik, da die Einsatzverantwortung für den Wachtauftrag nicht bei der Miliz liegt.
In den ersten Monaten, war ich vermutlich so ein richtiges Arschloch, weil ich selbst im DD nicht sauber gefaltete Betten korrigieren liess.
Ich ass auf den Standorten, ich schlief auf den Standorten, ich ging mit auf Patrouille oder weitere Tätigkeiten und liess mir die Arbeit meiner Soldaten zeigen.
Ich genoss das, vor allem, weil es in den anderen Sektoren nicht immer optimal lief und ich so wirklich das Gefühl hatte, dass meine strenge Führung auch im DD etwas brachte, wo ich sonst während der RS oft das Gefühl der Ohnmacht hatte.

Ab Februar muss man sagen, nahm die Motivation ab. Langsam war das Ende in Sicht und da es auf den Standorten wirklich gut lief, hatte ich auch immer weniger zum korrigieren.
Für die Tour selber habe ich mit den ÖV nur zwei Tage gebraucht, mit dem Auto hätte man es an einem Tag schaffen können. Dienstagnachmittag war ich immer mit meiner Arbeit fertig, den Rest der Zeit bist du eigentlich nur am Depressionen schieben.
Wichtig ist für den DD, dass Du persönliche Ziele hast.
Sport, Sprache lernen, Bewerbungen schreiben, Bücher lesen, was auch immer, denn Du wirst wirklich sehr viel Zeit haben.
Ich habe in dieser Zeit mehr als 100 Seiten pro Tag gelesen, irgendwann habe ich aufgehört mit Lesen, weil das viele Bücher kaufen ins Geld ging.
Sport kannst Du schon machen, aber nach mehr als 3 Stunden joggen hast Du immer noch genug Zeit vom Tag übrig und jeden Tag 3 Stunden joggen ist auch irgendwann nicht mehr gesund.
Meine YouTube Wachtime ging enorm in die Höhe. Du hast wirklich gar nichts zu tun.

Ich will keinen meiner Kameraden an den Pranger stellen, aber meistens sind sie Heim gegangen. Ab Februar habe ich das dann auch gemacht, weil es hat mich angeschissen hat alleine in der Kaserne zu verblöden und zu sehen, wie andere Straffrei davonkommen.
Das ist nicht vorbildhaft so zu argumentieren, deshalb machte ich das zumindest vor meinen Soldaten & Unteroffizieren immer offen transparent, wann ich heimgehen würde. Einige hatten Verständnis, sie würden das gleiche machen, sagten sie mir, anderen waren angepisst, weil sie es nicht gerecht fanden.
Ich hatte mit einem Soldaten eine lange Diskussion darüber und witzigerweise fand er, dass ich es verdient hätte, während ich offen sagte, dass ich das nicht so empfinde.
Gerade während dem Militär ist die Sehnsucht nach Zuhause riesig. Ich weiss nicht warum mir mein Grad eine höhere Legitimation zugesteht auch wirklich nach Hause gehen zu dürfen.

Eine kleine Herausforderung während dem Aktivdienst für die Offiziere ist sicherlich die Beförderung von Oberwachtmeister und Gefreiten.
Pro Zug ein Oberwachtmeister und zwei Gefreite.
Nichts wurde meinen gesamten DD lang eigentlich so kontrovers diskutiert wie diese Entscheidung, und das noch bis zu meinem letzten Diensttag.
Du wirst danach immer einige Wachtmeister habe welche frustriert oder in Unverständnis sind. Überlege dir also nicht nur deine Entscheidung, sondern auch deine Begründung gut. Du hast mit deinen Unterstellten im DD so wenig zu tun, dass Du die allermeisten nicht mal mehr beim Namen nennen kannst.
Mein persönlicher Tipp:
DRA Ziffer 29 Absatz 3.
Wirklich, diese Diskussionen gingen mir nach der inflationären Langeweile am meisten auf die Nerven.

Weiter gibt es über den Aktivdienst nicht viel zu berichten.
Am Ende werden alle Leutnants – unabhängig von Note oder Leistung während des Dienstes – zum Oberleutnant befördert. Deshalb war diese Beförderung auch nichts Besonderes oder fühlte sich unbedingt besser danach. Es änderte bis auf ein Klett und einen Eintrag im Dienstbüchlein rein gar nichts. Die 1.50 mehr Sold wurden von mir meist in Essen investiert.

Das Ende des Dienstes war bescheiden.
Die Mannschaft wurde am Donnerstag entlassen das Höhere Kader am Freitag.
Am Morgen kam der Oberst der Militärpolizei auf Platz, um mit uns zu sprechen. Es gab Gipfeli, Kaffe aus dem Automaten und ein kleiner Austausch über unsere zukünftigen Pläne.
Auch wenn wir nichts Überragendes gleistet haben, fand ich den Anbetracht, dass wir 6 Monaten Aktivdienst leisteten für die Schweiz und kein kleines Geschenk erhielten überraschend. Es ist jetzt nicht schlimm, ich bin auch nicht enttäuscht, jedoch mit so einem kalten Abschied habe ich einfach nicht gerechnet.
Ich stand gemeinsam mit drei weiteren Oberleutnants und dem Fourier auf dem HV Platz auf Einglied im Achtung, der Kommandant entliess uns und danach flog das Béret in die Luft und das wars.
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Oberleutnant a.D im zivilen Leben​

Wenn ich auf meine gesamte Militärzeit zurückblicke, war die Zeit als Soldat und Wachtmeister am besten, denn da hatte man noch Kameraden.
Als Leutnant ist man nur noch ein Einzelkämpfer, die anderen Leutnants haben ihre eigenen Probleme, welche sie auch nicht teilen können.
Die Offiziersschule ist eine tolle Erfahrung aber eine schlechte Vorbereitung. Während du in der OS nur Draussen, auf Märschen, Übungen und so Zeugs bist, hockst Du während dem Abverdienen die meiste Zeit im Büro.

Offizier sein ist ein Bürojob!
Das muss allen klar sein, die sich das überlegen zu machen. Mir war das vorher nicht klar und ich hätte sicherlich anders über meinen Werdegang nachgedacht.
Der Aktivdienst muss in die Lebensplanung passen, wenn man es sich leisten kann zwei Jahre nicht zu arbeiten, studieren oder eine Ausbildung zu machen, dann lohnt sich der DD, weil man keine WKs mehr leisten muss, sondern danach einfach fertig ist mit dem Dienst.

Nun, als Abschlussrésumé?
Wer seine eigenen Grenzen finden möchte und nach praktischer Führungserfahrung sucht, kein Problem hat eine OS über sich ergehen zu lassen und gerne und viel im Büro arbeitet, dem kann ich die Offizierslaufbahn empfehlen.

Wenn Du einfach nur gerne im Militär bist, die Kameradschaft liebst, viel auf dem Feld sein möchtest und deine eigenen militärischen Fähigkeiten verbessern willst, dann würde ich dir das eher weniger empfehlen. Die OS wäre genau dein Ding, aber die ist nach 14 Wochen vorbei, das Abverdienen in der RS geht 19 Wochen. Dies musst du für dich selbst evaluieren.

Als ich von meinen Freunden gefragt wurde, ob ich im nächsten Leben wieder Offizier machen würde, habe ich es vorsichtig so formuliert:
„Ich würde nochmals jederzeit ein Mal Offizier machen, aber niemals noch einmal.“

Wie aktiv ich auf dem Forum noch sein werde kann ich nicht sagen, da ich selbstverständlich zu aktuellem Stand und Entwicklungen nicht mehr so im Bilde sein werde, wie ich es die letzten zwei Jahre war.
Gerne aber beantworte ich noch weiter Fragen, falls es noch welche geben sollte.

Machts alle gut und geniesst eure Dienstzeit.

Melde mich ab
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Cooler Write-Up!

Ich teile viele deiner Erfahrungen als Lt (WK). Besonders bei der OS merkt man, dass die RS eigentlich +/- 12 Monate dauern sollte: Ende OS konnte ich von mir sagen, dass ich ein gut ausgebildeter SOLDAT war. Das Abverdienen ist (vor allem AGA/FGA) eine komplett neue Welt verglichen mit der OS.

Zum Glück hatte ich ab Woche 7 (vorher hatte ich 6-7 Wm, also eigentlich Luxus) 3 gute bis hervorragende Wm, die selbständig agieren konnten und mir so die Freiheit liessen, für sie gute Bedingungen zu schaffen (Planen und die vorgesetzte Stufe vom Hals halten) und mich mit dem restierenden 1 Wm zu plagen.

Im Nachhinein fällt es einem einfach coole und bessere Übungen auszudenken, aber da vergisst man wohl den Schlafmangel, die 5000 MZR/Urlaubsgesuche und die Planung für die übernächste Woche.
PS. Die Aufteilung von Verbände, die Aktivdienst leisten sollte wohl eher nicht online stehen, imo.
 
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Hey,

ja, das stimmt, dieser elendigen Urlaubs-, und KA Gesuche haben auch viel Zeit in Anspruch genommen.

Da es allgemeinhin bekannt ist, dass es eine Bereitschaftskompanie der Militärpolizei gibt (https://www.vtg.admin.ch/de/militaerpolizei) und es auch kein Geheimnis ist, dass eine Kompanie in verschiedene Einsatzelemente gegliedert ist, ist es in meinen Augen TOZZA konform.
Der Auftag selbst steht ja sogar für jeden nachlesbar auf der Seite von Admin, also auch nichts Besoneres.
Die Standorte selbst habe ich nicht beim Namen gennant und auch nicht wie stark die die eigenen Mittel sind.
Ich denke nicht, dass ein potenzieller Angreifer nun viel mehr weiss durch meinen Eintrag ;)

Da es die MP Ber Kp sowieso nicht mehr gibt sind das sowieso alles unbrauchbare Informationen.

LG
 
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Sehr interessanter Bericht, danke dir! Ich fühle mich gerade ein bisschen bestätigt in meiner Entscheidung, Wm zu bleiben. Ich bin genau so einer, der gerne auf dem Feld ist und möchte im WK auch ein bisschen Abwechslung zu meinem Bürojob im Zivilen haben. Die OS hätte ich gerne gemacht, aber soweit ich weiss müsste ich dann auch Offizier bleiben (würde sonst auch keinen Sinn machen für die Armee).
 
Danke für diesen sehr ausführlichen Bericht, als jemand der selber darüber nachdenkt, noch an die Offiziersschule zu gehen (abverdienter WM) ist dieser sehr informativ!
 
Die Offiziersschule hat aus mir einen besseren Soldaten gemacht, aber nicht wirklich einen Führer.

Aus Sicht eines Wachtmeisters merkt man das stellenweise in deinem Bericht. Insbesondere als du von Wm bestrafen gesprochen hast. Das sollte ultima ratio sein. Da haperte es eher an deinem Führungsstil und/oder Auftreten.
 
@Mugendai
Da hast Du recht.
Mein Führungsstil war mangelhaft, um Wachtmeister zu führen, die eine laissez faire Arbeitshaltung haben.
Ich stimme dir auch zu, dass die eigenen Wachtmeister zu bestrafen das letzte Mittel sein sollte. Jedoch - wie ich mehr als ausführlich klar gemacht habe - habe ich das nicht getan und musste so immer mehr von ihren Aufgaben übernehmen, weil sie sie ja als ein "gutes Vorbild" führen wollte, und sie nicht bestrafen wollte.
Heute denke ich darüber anders. Wenn ich sie hätte Runden über den Platz rennen lassen oder ihnen einen Ausgang gestrichen hätte, dann hätten sie mehr darüber nachgedacht, was sie mir angetan haben mit ihrer faulen Art.
Es kann einfach nicht sein, dass ein Leutnant vom Kommandanten bestraft wird und jeden morgen bei der Mat-Fassung dabei sein muss, weil/während die Wachtmeister schlafen.
Mehr als einmal sass ich mit ihnen am Tisch um zu reden. Gebracht hat es nie etwas.
Es war ihnen schlicht und einfach scheiss egal.

Ob es eventuell einen noch besseren Weg gibt, kann ich dir nicht sagen, denn wie Du richtig zitiert hast, hat die Offiziersschule - aus meiner Sicht - diese Führungsstrategie nicht vermittelt.
Das Motto der Inf OS "Exemplo Ducemus" habe ich versucht zu leben und bin hart gescheitert. Meine Kameraden, welche ihre Wachtmeister einfach bestraft haben bei Ungehorsam, hatten einen deutlich bessere Zeit als ich.

Das sind die Gründe, weshlab ich persönlich beim nächsten Mal Unterstellte strikt bestrafen würde, sonst tanzen sie einem nur auf der Nase herum. So war meine Erfahrung.

Freundliche Grüsse
 
Noch zum Zusatz:
Ich habe meinen Führungsstil nach dem Wachtmeisterwechsel nicht gewechselt und die neuen Wachtmeister haben ihre Aufgaben gut und gewissenhaft erfüllt, denen war ich immer sehr dankbar.
Meine alten Wachtmeister, welche nach dem Wechsel verteilt in anderen Zügen/Funktionen waren, haben danach auch nicht besser gerabeitet.
Man kann eben doch nicht immer - auch in einem hirarchischen Verband - alles auf die Führung schieben, es hängt tatsächlich auch vieles vom "Comportement" des Einzelnen ab.
 
Wenn ich sie hätte Runden über den Platz rennen lassen oder ihnen einen Ausgang gestrichen hätte, dann hätten sie mehr darüber nachgedacht, was sie mir angetan haben mit ihrer faulen Art.

Eher nicht.

Man kann eben doch nicht immer - auch in einem hirarchischen Verband - alles auf die Führung schieben, es hängt tatsächlich auch vieles vom "Comportement" des Einzelnen ab.

Das stimmt.

Es ist ein schwieriges Ballett.

habe ich das nicht getan und musste so immer mehr von ihren Aufgaben übernehmen, weil sie sie ja als ein "gutes Vorbild" führen wollte, und sie nicht bestrafen wollte.

Das ist halt dann auch der falsche Ansatz. Wir haben einen Lt gehabt. der uns ins Messer laufen liess. Wurde selbst auch bestraft, aber das Opfer war es wert. Du hast mit dem Aufgaben übernehmen das Benehmen deiner Wm noch gefördert. Warum sollen die was machen, du machst es ja dann sowieso.

weil/während die Wachtmeister schlafen.

Kübel Wasser, anschreien und in den Hintern treten (wortwörtlich) bis die parat auf dem Platz stehen. Hilft auch bei faulen Rekruten/Soldaten/Wm-Kameraden. Muss in der Regel nur ein mal gemacht werden.
Dass du als Lt dafür bestraft wurdest, dass deine Wm schlafen, ist logisch. Ich habe als Wm schon Soldaten in Unterwäsche mitsamt Bettdecke auf den AV-Platz geschleift, dann eskalierte das Problem ganz schnell die Befehlskette hoch.

Ich meine das ganze nicht böse, wirklich. Schraube anziehen ist immer schwieriger als Schraube lockern. Wenn du sie aber zu fest anziehst, dann schädigst du das Gewinde.
Ziehe deine Lehren aus der Zeit, erinnere dich an das Schöne - immerhin hast du es hinter dir. "Normale" WK sind eine andere Hausnummer in Sachen Umgang.
 
Sorry,
aber ich verstehe deinen Post nicht ganz.
Du willst mir sagen, dass es nicht besser funktioniert hätte, wenn ich sie bestraft hätte, empfiehlst mir aber im letzten Absatz genau das zu tun, oder was ist Wecken mit kaltem Wasser, anschreien und ein Tritt in den Hintern für dich?
Dann habe ich die Aufgaben nicht übernommen, weil ich das so gerne wollte, sondern mich der Kommandant dazu verdonnert hat aus Strafe.
Dass ich dafür bestraft werde, wenn meine Wachtmeister schlafen, empfinde ich nicht als logisch. Das sind nicht meine Kinder ("Leutnant haftet für seine Wachtmeister") sondern erwachsene Männer.
Das so in ein Forum zu schreiben ist einfach, wenn man nicht dabei war und diese Menschen kennengelernt hat.

Ansonsten empfinde ich deinen Post nicht als "böse", er verwirrt mich einfach.
Im Grunde habe ich genau das geschrieben, was Du mir empfiehlst, dass ich beim nächsten Mal:
  • Meine Wachtmeister strenger kontrolliere und bestrafe
  • Dem Kommandanten öfter „Nein“ sage
Gruss
 
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Das ist halt dann auch der falsche Ansatz. Wir haben einen Lt gehabt. der uns ins Messer laufen liess. Wurde selbst auch bestraft, aber das Opfer war es wert. Du hast mit dem Aufgaben übernehmen das Benehmen deiner Wm noch gefördert. Warum sollen die was machen, du machst es ja dann sowieso.
Und das musst Du mir erklären.
Wo "leiden" denn die Wachtmeister, wenn es keine Ausbildung gibt, weil Matfassung, Lektionsplan und Arbeitsplan nicht korrekt vorbereitet sind?
Die chillen dann einfach mit den Rekruten und machen nichts den ganzen Tag.
 
Du willst mir sagen, dass es nicht besser funktioniert hätte, wenn ich sie bestraft hätte, empfiehlst mir aber im letzten Absatz genau das zu tun, oder was ist Wecken mit kaltem Wasser, anschreien und ein Tritt in den Hintern für dich?

Ich will damit sagen, dass die Strafen die du angesprochen hast (Runden rennen lassen) nicht das Resultat erzielen, dass du dir vorstellst. Wenn sie überhaupt gerannt wären, was ich bei deinen Schilderungen kaum glaube.

Dann habe ich die Aufgaben nicht übernommen, weil ich das so gerne wollte, sondern mich der Kommandant dazu verdonnert hat aus Strafe.

Ja, weil

Das sind nicht meine Kinder ("Leutnant haftet für seine Wachtmeister") sondern erwachsene Männer.

Doch, deine Wachtmeister sind dein Problem wenn du sie nicht in den Griff kriegst. Erwachsene Männer hin oder her. Darum wurdest auch du bestraft, weil du das nicht im Griff hast.

Wo "leiden" denn die Wachtmeister, wenn es keine Ausbildung gibt, weil Matfassung, Lektionsplan und Arbeitsplan nicht korrekt vorbereitet sind?
Die chillen dann einfach mit den Rekruten und machen nichts den ganzen Tag.

Bei uns wurde wärend der AGA täglich vom Schulkommando kontrolliert. Wenn die Lektion nicht vorbereitet war und du gechillt hast, hatte das Konsequenzen für den ganzen Zug. Chillen und Nichtsmachen war schlichtweg unmöglich. Vielleicht ist das heutzutage ja anders.

Das so in ein Forum zu schreiben ist einfach, wenn man nicht dabei war und diese Menschen kennengelernt hat.

Ich kenne so Verhalten von Rekruten/Soldaten (als Kameraden und Untergebene), Wachtmeister (als Kameraden und Vorgestzte) und von Leutnants zu Genüge.
 
Du willst mir sagen, dass es nicht besser funktioniert hätte, wenn ich sie bestraft hätte, empfiehlst mir aber im letzten Absatz genau das zu tun, oder was ist Wecken mit kaltem Wasser, anschreien und ein Tritt in den Hintern für dich?
Was Mugendai beschreibt, ist eine logische Konsequenz, welche direkt mit dem Verhalten zusammenhängt. Es ist keine Bestrafung in dem Sinne, sondern eine Massnahme, um das gewünschte Verhalten trotzdem zu erreichen, und zudem genau nachvollziehbar ist. Das muss auch korrekt kommuniziert werden. Allgemein: Man darf einerseits falsches Verhalten nicht einfach durchgehen lassen (was du im Prinzip mehr oder weniger getan hast). Denn wenn das passiert, macht irgendwann niemand mehr etwas. Andererseits dürfen Konsequenzen bzw. Bestrafungen keine Widerstandsreaktionen auslösen, was deine vorgeschlagenen Bestrafungen allerdings vermutlich getan hätten. Enorm wichtig ist es auch, hier und da der Gruppe zu erlauben etwas harmlosen Unsinn zu treiben. Autorität zeigt sich auch darin, bewusst nicht jedes Fehlverhalten zu sanktionieren, sondern es situativ einzuordnen.

Wie du selbst bemerkt hast, verschiedene Gruppen benötigen verschiedenes Führungsverhalten. Ja, bei deinen ersten Wm wäre es wohl korrekt gewesen strenger zu sein, aber das muss auf die richtige Art und Weise passieren. Hingegen hat dein Führungsstil mit der zweiten Gruppe gut funktioniert. Solche Dynamiken früh zu erkennen, und korrekt seinen eigenen Führungsstil darauf zu adaptieren, ist die grosse Kunst.

Vielleicht noch als Disclaimer:
Ich selbst bin, und war nie in einer Führungsposition der Armee, aber ausserhalb davon habe ich sehr häufig mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun. Die Grundideen sollten aber adaptierbar sein, auf den militärischen Kontext (auch wenn man dort natürlich in seiner Konsequenz etwas harscher sein darf).
 
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@Mugendai
Wie gesagt, dass ist "Meine Erfahrung" und ich bin und bleibe bei meiner neu gewonnenen Überzeugung, dass ich hätte strenger sein müssen und die Wachtmeister konsequenter kontrollieren und bestrafen hätte müssen, egal mit welchen Worten du es auch beschreiben möchtest.
In der MP Schule 19 war es während meiner Zeit nicht so, dass das BM täglich kontrolliert hat, wenn die Wachtmeister keine Lektionen vorbereitet haben, konnten sie einfach den taglang chillen, da gabe es von höhrer Oben keine Strafen, nicht mal wenn ich das meldete.
Dass ich einen erwachsenen Mann in "Griff" kriegen muss ist wirklich Bullshit. Denk dass mal logisch zu Ende: Wenn ein 100 kg schwerer Mann in seinem Bett liegt und per se nicht aufstehen will, ich ihn mit 3 anderen aus dem Bett ziehe und er dann einfach auf dem Boden liegen bleibt, wir ihn auf die Füsse heben und er sich wieder fallen lässt und sich keinen Zentimeter bewegt, wo ist das meine Schuld?
Ist ja auch nicht so, als hätte ich den Tag auch nichts Besseres zu tun als Leutnant, als meine Wachtmeister zu Babysitten. Die Wachtmeister sind in den 24 Stunden, die ein Tag hat, auch nicht dein einziges Problem. ZAPs, Konzepte, Rapporte, Logistik, Verpflegung, Gesuche und schlafen möchte ich auch gerne mal noch in diesen 24 Stunden.
Man könnte eigentlich aus unserer Diskussion nochmals ein völlig neues Kaptiel öffnen, doch die Erziehung von schwererziehbaren Kindern gibt es sicherlich schon irgendwo in einem pädagogischen Forum.
Ich finde eigentlich wie @Coran es beschrieben hat sehr gut.
Wie du selbst bemerkt hast, verschiedene Gruppen benötigen verschiedenes Führungsverhalten.

Ich sage lediglich aus:
Basierend auf meinen Erfahrungen, welche ich gemacht habe, würde ich in Zukunft als Führer eines militärischen Verbandes, folgendes anders machen:
  • Meine Wachtmeister strenger kontrollieren und bestrafen
  • Dem Kommandanten öfter „Nein“ sagen
  • Übungen simpler aber dafür klarer gestalten
  • Die ZAPs und meine Idee im AR1 theoretisch intensiver besprochen
  • Für das AR2 mehr Zeit einplanen
  • Den Rekruten mehr Freizeit geben

Gruss
 
Wird die Bereitschaftskompanie erhalten bleiben und wie siehts mit dem Weitermachen aus? MP Sdt werden ja aufgelöst…
Vielleicht weisst du mehr, rücke Ende Juni ein.
Gruss
 
@eli_vnms
Ab 2026 gibt es keine Bereitschaftskompanie mehr.
Die gesamte Militärpolizei wird umstrukturiert, beispielsweise werden aus den 4 MP-Batallionen nur noch 2 werden.

Bist Du denn als DD ausgehoben?

LG