Austausch über Erfahrungen im Einsatz.

rincewind

Erfahrener Benutzer
28. Juli 2011
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Was mich mal interessieren würde .. wieviele Leute haben eigentlich schon einen subsidiären Einsatz oder einen Assistenzedienst hinter sich? Wenn ja wann und wo wart ihr dabei und was waren eure Eindrücke.

ich werde Später noch selber ein Paar Eindrücke von mir Niederschreiben.

ich durfte dabei sein an

Euro 2008

ESAF (eidgenössisches Schwing und älplerfest)

Impfaktion beim Bundespersonal (Vogelgezwitschergrippe)

Leichtathletikmeeting Lausanne

da ging es ein paar mal rund ... Euro und ESAF war Schnitt- und Platzwundennähen im Minutentakt ... und Reas waren auch dabei ... werde später ein bisschen Näher darauf eingehen wenn ich Zeit habe :)

 
Mir fällt gerade auf, dass sehr viele Einheiten zu solchen Assistenzdiensten oder Subsidären Einsätzen kommen.

- Luftwaffe

- Flab

- Inf

- San

- Kata Hi

Hatte leider noch nie das vergnügen. Liegt wohl auch daran das ich nicht in einer dieser Einheiten eingeteilt bin. ;)

Gruss

sergey

 
Ich war am WEF 2012 in Davos und durfte dort mit meiner DD-Kompanie die Thurgauer Höhenklinik zu Gunsten verschiedener Detachemente aus der ganzen Armee betreiben. Das war ein hochspannender Einsatz, eigentlich der Hauptgrund warum ich mich damals fürs Durchdienen entschieden habe. Hier eine kurze Reflektion:

Als einziger Feldi für rund 400 Leute aus verschiedenen Det's mit verschiedenen Arbeits- und Ruhezeiten verantwortlich zu sein war sehr fordernd. Aber ich hatte einen tollen Kadi, welcher auch StaO Kdt war und so gab es keine Diskussionen, wenn mal etwas durchgesetzt werden musste. Wir haben das gesamte Rückwärtige erledigt, also Wache, Verpflegung (4 Mahlzeiten pro Tag, Teils Feldverpflegung, Mittags 600 Portionen), Transportzentrale (um die Anzahl der Fahrzeuge und das Verkehrsaufkommen zu minimieren), Unterkunft sauber halten (hier hatte ich ein gutes Team vom Betr Det der LBA unter der Führung eines Wm welcher das Sehr gut erledigte) etc. Ausserdem gab es einen Kiosk, wo man jeden Abend in der Kantine auch Bier und Wein kaufen konnte. Letztere Regelung hatte verschiedene Gründe war aber recht unproblematisch, die WK's wussten sich zu benehmen, und wo nicht hat im normalfall mein Auftauchen und ein paar anständige aber bestimmte Worte gereicht um die Situation zu entschärfen.

Ein Det von uns arbeitete ausserdem permanent für die Kapo GR um sie beim Aufbau des Sicherheitsdispo in Davos selber zu helfen. Das war auch sehr spannend. Es wird ein enormer Aufwand betrieben!

Unser grösster Feind war dort oben aber ganz klar der Schnee! Wir hatten teils jeden Tag einen Meter Neuschnee, welcher beseitigt werden musste. Werde hierzu ggf. ein paar Bilder hochladen. (Muss nur noch schauen wie, mein Server ist gerade abgekackt ::p )

 
War im ersten KFOR Kontingent; das spezielle daran war, man hat Zeit... viel Zeit... versteht mich jetzt aber nicht falsch!

Man muss den ganzen Betrieb nicht für 3 oder 18 Wochen hinauffahren, man ist ein halbes Jahr im Einsatz.

Dementsprechend hat der Faktor Zeit ganz eine andere Bedeutung.

Die Mentalitäten der anderen Nationen, die z.T noch sehr strenge Hirarchien zwischen Sdt,Uof&Of haben...

z.B waren sich die Deutschen nicht gewohnt, dass man z B für einen Transportauftrag einfach 2 Soldaten mit Lastw geschickt hat,

ohne 'Chef'.....

Oder zu unserer Zeit man beim verlassen des Camps die Schutzweste mit Einsatzplatten tragen müssen, da wurde nicht disskutiert,

es war einfach so und man hat sich sehr schnell daran gewöhnt, ein paar Kilo zusätzlich zu tragen.

... Aufgrund der Medienpräsenz sich Leute in den Vordergrund stellten, die sonst irgendwo im rückwärtigen tätig waren...

Für mich das wichtigste bei einem solchen 'langen' Einsatz, dass die Leute immer etwas zu tun haben.

Langeweile ist für das Klima ganz und gar nicht gut!

Leider wurde es mir vergönnt, einmal im WK einen Einsatz im Inland zu tätigen.

Grz

 
Hallo zusammen,

Da ich einige AdA’s in meinem Umfeld hatte, die in der Rolle eines Grfhr bis zum Kp Kdt am WEF (in verschiedenen Jahren) im Einsatz standen, hatte ich einen bereits einen regen Austausch zum Thema WEF. Leider ist die Mehrheit der Feedbacks eher negativ ausgefallen.
Die formulierten Kritikpunkte waren hauptsächlich «jahresspezifisch» oder Klassiker wie schlechter Ns im Sinne von keinem Essen, kaltes Essen usw.
Was sich jedoch wie ein roter Faden durch alle Erzählungen durchgezogen hat, war das Verhältnis von den Berufsmilitärs zu den Miliz-AdA’s. Da mich das WEF sehr interessiert (wohl einer der grössten Einsätze der Schweizer Armee, welcher regelmässig stattfindet) möchte ich diese hier erläutern und nachfragen, ob es AdA’s hier im Forum gibt die dies ebenfalls erlebt haben und falls ja, warum dies der Fall sein könnte.

Unabhängig vom Einsatzjahr, Funktion oder Grad wurde mir berichtet, dass die Kommandostruktur regelmässig nicht berücksichtig wurde und das Prinzip der Auftragstaktik teils massiv beschnitten wurde.
Konkret äusserte sich dies über Berufsmilitärs, welche ausserhalb der Formationen standen und regelmässig bei Truppen erschienen. Die Gruppen, Züge oder Kompanien waren nie diesen unterstellt oder zugewiesen.
Entscheide von Kadern wurden umgekippt, ohne dass es triftige Gründe gab, Soldaten wurden fremdbefehligt und die entsprechenden Kader wurden zu Platzhaltern im Organigramm degagiert, ohne eine «echte» Funktion innezuhaben.
Warum sehe ich dieses als problematisch an?

1. Das WEF ist ein Einsatz, der zum Auftrag hat, die Veranstaltung in Davos und ihre hochkarätigen Gäste zu schützen. Sprich es geht tatsächlich um Schutz von Menschenleben. Das in diesem Falle niemand sich Fehler erlauben kann ist mir bewusst, dennoch ist eine Misstrauenserklärung, wenn jeder Schritt von Kadern überwacht wird und diese ihre Funktion als xyz-Führer nicht nach nachkommen können.

2. Das Fremdbefehlen von mir unterstellten Truppen würde mir persönlich (und auch den Kadern, mit welchen ich gesprochen habe) stören, da ich vom Militär eine Aufgabe und auch eine vorgesehene Anzahl an Unterstellten erhalten habe, um diesen zu erfüllen. Das Mitachten solcher Strukturen zeugt auch von mangelndem Respekt gegenüber der Aufgabe und Person, welche Sie ausführt.

Möglicherweise bin ich kleinkariert, aber ich denke das den Formationen, welche im Ernstfall mit der Landesverteidigung betraut sind, auch bei einem Einsatz, das nötige Vertrauen entgegengebracht werden sollte., dass Sie die an Sie gestellten Anforderungen erfüllen können.
Was mir aber viel wichtiger ist Eure Meinung zu hören, da ich selbst nie dort im Einsatz war. Eventuell berichtet ihr mir das Gegenteil, was mich sogar glücklich stimmen würde. Falls es dennoch AdA’s gibt die diese Erzählungen bestätigen, würde ich gerne mit Euch über die möglichen Gründe debattieren.

Liebe Grüsse
 

[SIZE=11pt]Wetterfest[/SIZE]

 
Ich durfte meinen ersten WK an der TOUR DE SUISSE machen war eine suuper erfahrung. Wir waren in der ganzen Schweiz unterwegs und durften sehr viel sehen.

 
1. Das WEF ist ein Einsatz, der zum Auftrag hat, die Veranstaltung in Davos und ihre hochkarätigen Gäste zu schützen. Sprich es geht tatsächlich um Schutz von Menschenleben. Das in diesem Falle niemand sich Fehler erlauben kann ist mir bewusst, dennoch ist eine Misstrauenserklärung, wenn jeder Schritt von Kadern überwacht wird und diese ihre Funktion als xyz-Führer nicht nach nachkommen können.

2. Das Fremdbefehlen von mir unterstellten Truppen würde mir persönlich (und auch den Kadern, mit welchen ich gesprochen habe) stören, da ich vom Militär eine Aufgabe und auch eine vorgesehene Anzahl an Unterstellten erhalten habe, um diesen zu erfüllen. Das Mitachten solcher Strukturen zeugt auch von mangelndem Respekt gegenüber der Aufgabe und Person, welche Sie ausführt.

Möglicherweise bin ich kleinkariert, aber ich denke das den Formationen, welche im Ernstfall mit der Landesverteidigung betraut sind, auch bei einem Einsatz, das nötige Vertrauen entgegengebracht werden sollte., dass Sie die an Sie gestellten Anforderungen erfüllen können.
Was mir aber viel wichtiger ist Eure Meinung zu hören, da ich selbst nie dort im Einsatz war. Eventuell berichtet ihr mir das Gegenteil, was mich sogar glücklich stimmen würde. Falls es dennoch AdA’s gibt die diese Erzählungen bestätigen, würde ich gerne mit Euch über die möglichen Gründe debattieren.

Liebe Grüsse
 

[SIZE=11pt]Wetterfest[/SIZE]
Wir hatten bei der Sanität das gleiche Problem. Unser Auftrag war, zwei Sanitäts-Dispositive aufzustellen: Eine Primärstelle für die Versorgung der Einsatzelemente und eine Sammelstelle mit reduziertem Betrieb für den Fall eines Grossereignisses. Dafür wurden uns zwei zivile Ärzte und mehrere Rettungssanitäter zugeteilt - welche einige Änderungswünsche bezüglich Anordnung der Instrumente, Fahr- und Laufwege etc. anbrachten.

Abgesehen davon, dass zivile Fachexperten bei subsidiären Einsätzen eine recht weitreichende Authorität haben, sagt doch bereits der gesunde Menschenverstand, dass ein begründeter Vorschlag eines Fachspezialisten zumindest seriös behandelt werden sollte. Zum Beispiel, dass ein Blutzuckermessgerät (Delir, Bewusstlosigkeit etc. kann auch von tiefem BZ kommen, deshalb immer messen), einige vorbereitete Infusionen (Leute brauchen eventuell JETZT SOFORT Volumen oder einen Medi-Zugang) und ein Reanimationsset auch in die Triage gehören und nicht nur in die Behandlungsräume.

Und dann kamen die Adjutanten. Alle paar Stunden "Alles wieder umstellen!", zum Teil nicht einmal reglementskonform. Gut, was will z.B. ein Adjutant der Sicherungstruppen auch vom Sanitätsdienst wissen, aber das hat die Vögel leider noch nie gestoppt... Das ging am Ende so weit, dass wir unseren zugeteilten Arzt gebeten haben, doch bitte eine Erklärung zu schreiben, dass die Umstellungen auf seine Anordnung geschahen, so zu belassen sind und allfällige Änderungen gefälligst mit ihm abzusprechen seien.

Als Wm war das extrem mühsam. Einerseits bist du gemäss Befehlsstruktur für den Betrieb deiner Sanitätsstelle verantwortlich, andererseits hast du gefühlt das ganze Berufskader am Hals, welche alle irgendwelche bescheuerten Änderungsbefehle geben, sich wieder verziehen und der Nächste 2h später dann motzt, weil der bescheuerte Änderungsbefehl von vorhin auch ausgeführt wurde. Oder sie einem mit Disziplinarverfahren drohen, wenn die Antwort auf ihren Blödsinn ist "mache ich nicht, Reglement sagt X".

Persönlich hat der WEF-WK mein Vertrauen in die Führungsetage der Armee nachhaltig zerstört - einerseits war der Umgang zum Teil eine Frechheit, andererseits ist ein derartiger Führungsstil ein Eingeständnis, dass sie ihrem eigenen Ausbildungskonzept und ihrer Kommandostruktur selbst nicht vertrauen.

 
Na ja, sicher mühsam für Dich. Ich möchte einfach anmerken, dass die Berufsunteroffiziere nicht unbedingt zur „Führungsetage“ zählen. Sie sind Spezialisten in der Ausbildung, haben aber oftmals nie mehr als eine Gruppe von Soldaten geführt.

 
Ich möchte einfach anmerken, dass die Berufsunteroffiziere nicht unbedingt zur „Führungsetage“ zählen. Sie sind Spezialisten in der Ausbildung, haben aber oftmals nie mehr als eine Gruppe von Soldaten geführt.
Bitte was? Natürlich zählen sie zur Führungsetage - im gesamten Bereich Ausbildung. Deshalb auch mein Kommentar:

andererseits ist ein derartiger Führungsstil ein Eingeständnis, dass sie ihrem eigenen Ausbildungskonzept und ihrer Kommandostruktur selbst nicht vertrauen.
Gerade als Spezialisten in der Ausbildung sollten sie es eigentlich besser wissen.

Dass sie nicht in den Bereich taktische/operative/strategische Führung gehören ist mir auch klar, die haben aber auch nichts mit dem angesprochenen Thema zu tun.

 
Unabhängig vom Einsatzjahr, Funktion oder Grad wurde mir berichtet, dass die Kommandostruktur regelmässig nicht berücksichtig wurde und das Prinzip der Auftragstaktik teils massiv beschnitten wurde.
Konkret äusserte sich dies über Berufsmilitärs, welche ausserhalb der Formationen standen und regelmässig bei Truppen erschienen. Die Gruppen, Züge oder Kompanien waren nie diesen unterstellt oder zugewiesen.
Ich habe zwei WEF-WKs bei der M Flab gemacht und kann der Aussage grundsätzlich zustimmen. Meiner Erfahrung nach ist das Micromanagement von Seiten BM aussergewöhnlich hoch. Jedoch hat das in meiner Erfahrung vor allem den Abteilungs- (Batallions-) und indirekt die Batterie- (Kompanie) Kommandanten betroffen. Die Kommandostruktur wird also relativ gut respektiert, aber von Auftragstaktik kann wirklich nicht die Rede sein.

 
Bitte was? Natürlich zählen sie zur Führungsetage
Bitte versteh mich nicht falsch, ich finde ein solches Verhalten auch komplett daneben. Nur ist eben Ausbildung nicht das selbe wie Führung.

Deshalb gibt es in den WKs ja auch kein Berufspersonal. Im WK wird jedes Bat durch Miliz geführt, oder durch einen BO, des es aber auch in seiner Milizfunktion führt. In den WK und Einsätzen, die ich erlebt habe, hat ein Adj Uof einem Zfhr genau gar nichts zu „befehlen“. Diejenigen jungen BU, die das nicht gemerkt haben, wurden dann jeweils rasch wieder auf ihre Funktion als Feldi zurückgestutzt.

 
Ich habe von "Führungsetage" gesprochen und das beinhaltet mehr als nur "hat direkte Befehlsgewalt über einen Truppenkörper". Aber okay, wie du meinst.

 
Ich danke Euch für die differenzierten Rückmeldungen. Bezüglich des WEF's scheint der Gesamteindruck (leider) zu stimmen. Mag sein, dass subsidäre Einsätze wie die "Tour de Suisse" im normalen Rahmen abläuft, aber ich sehe solche Einsätze auch nicht zum (Kern-)Auftrag der Armee. Besonders hat mich der Beitrag von @Teutonnen bewegt, da er einerseits die bereits die Vermutungen bestätigt hat, andererseits gravierende Probleme offenbart.
Einerseits leidet die "Service-Qualität", um das in zivilen Wörtern auszudrücken, was in einem Krisenfall schlichtweg Menschenleben gefährdet, anderseits ist es ein Zugeständnis, dass man den Fähigkeiten der Truppe nicht vertraut. Diese Aussage finde ich besonders treffend:

derartiger Führungsstil ein Eingeständnis, dass sie ihrem eigenen Ausbildungskonzept und ihrer Kommandostruktur selbst nicht vertrauen.
Die Gründe werden wohl vielseitig sein. Aber bei realistischer Betrachtung muss man sich leider eingestehen, dass sich wohl diesbezüglich nichts ändern wird. Ich danke für die spannenden Rückmeldungen.

Liebe Grüsse
Wetterfest