Angst vor WK

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26. Mai 2023
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Hallo Zusammen

Ich hatte 2020 meine Rekrutenschule. Diese habe ich leider nicht gut überstanden. Ich war mehrmals am Punkt diese abzubrechen. Durch mehrere besuche beim Militärpsychologen und einem sehr verständnisvollen Kadi, der mir eigenhändig Dispensen verlängerte, war es irgendwie möglich die RS zu beenden.
Danach habe ich mein Studium begonnen, und das Militär verdrängt und die WKs verschoben. Nun ist es soweit, dass ich diesen Sommer meinen ersten "Gast" WK leisten muss. Ich schreibe "Gast" WK weil es eine andere Kompanie ist, aber immer noch in der Funktion, die ich gelernt habe.

Wenn ich nur schon an den WK denke, kommt die gesamte RS Zeit wieder hoch und bekomme Schweissausbrüche. Nun wollte ich fragen wie bei euch die Wks anders waren als die RS, bezüglich des Stresses, Umgangston und weiteres. Ist es wirklich "gemütlicher" (nicht auf die körperliche Arbeit bezogen) als die RS?
Kann es passieren dass ich drei Woche nur auf der Wache bin, da ich Gast-Soldat bin (ich hoffe nicht, da ich die Wache immer als beklemmend empfand)?
Unter anderem habe ich auch grosse Angst vor der "Hamburgertaufe" kann man sich da irgendwie davor drücken (ich vertrage nämlich fast keinen Alkohol)?

Vielen Dank für die Antworten und Liebe Grüsse
 
Ich behaupte mal, dass jeder ADA zustimmen würde, dass es im WK viel gemütlicher zu und her geht als in der RS. In der RS muss man Zivilisten zu Soldaten machen. Je nach Gattung sieht dies etwas anders aus, jedoch wird im WK in den meisten Fällen nicht mehr "gefickt" wie man so schön sagt. Klar ist es Armee und es gelten die gleichen Regeln. Am wichtigsten ist, dass du mit den Kameraden auskommst und dich der Truppe anpasst.

Was Hamburgertaufe angeht, da wirst du wohl weniger Probleme haben als andere und zwar aus dem einfachen Grund, dass du durch mehrfaches Verschieben bereits einige Jahre älter sein dürftest als die meisten anderen Hamburger die mit dir zusammen einrücken. Kommt noch hinzu dass du Gast WK machst, musst ja nicht gleich am ersten Tag allen sagen wieso es dein erster WK ist oder dass es dir schlecht ging in der RS.

Mein Rat ist mit positivem Geist einzurücken, nicht auffallen, keine grossen Fragen stellen, ja nicht jammern oder motzen, egal was sein mag, denn es dauert eh nur wenige Tage.

Und was Wache betrifft, niemand schiebt drei Wochen Wache. Weiter darf Wache nicht als Strafe gegeben werden, denn Wache gilt als Ehrensache.

Jedenfalls, mach dir mal nur nicht zu viele Sorgen, kommt schon gut, du packst das sicher!
 
Hallo
Mega stark, dass du trotz einigen Hindernissen die RS geschafft hast - Gratulation!
Ich schliesse mich der Antwort von sappeur III/12 an und möchte noch hinzufügen, dass der WK im Vergleich zur RS ja nur 3 Wochen dauert. Die Zeit geht meist schnell vorbei und ist viel weniger intensiv als die 18 Wochen RS.
 
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WK ist eine andere Welt. Meine waren zwar nicht das Glace-Schlecken und den ganzen Tag Rumsitzen (wir hatten Stellungsbezüge, Zertifikationen, Übungen etc wie in der RS), aber es war doch alles etwas gechillter. Der Umgang ist auch komplett anders.

Hamburgertaufe, bei uns (das war vor +10 Jahren) gabs auch einige, die keinen Alkohol tranken, das hat man berücksichtigt. Ich denke in der heutigen Zeit ist das nicht mehr so ein "Problem" wie damals.
 
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WK ist eine andere Welt. Meine waren zwar nicht das Glace-Schlecken und den ganzen Tag Rumsitzen (wir hatten Stellungsbezüge, Zertifikationen, Übungen etc wie in der RS), aber es war doch alles etwas gechillter.
Dem stimme ich auch voll und ganz zu, aber das hängt wohl auch sehr davon ab um welche Truppen Gattung es sich handelt und vorallem wie das Kader tickt, also sowohl KpKdt wie auch Bat Kdo.

Unsere WK’s im Genie Bat waren was das militärische angeht eher gelassen, also kein Gebrüll, bei Tachwach hiess es jeweils im normalen Ton “gute Morge, ziit zum ufstoh” und beim AV dann das selbe, nette kurze und oftmals freundlich-lustige Rede und dann locker im Gehschritt Richtung wo auch immer davon zottlen.

Ein einziges mal gabs Rasurkontrolle und danach meinte der Feldi nur “verdammt nomol, wenn das so wieter goht denn chömer gern mal e stund früener ufstoh wenn ihr das lieber hend. Also, morn isch jede rassiert, isch das jetzt klar?!” und das wars dann.


Jedoch was unser Haupt Metier betraf, also die geliebte Feste Brücke bauen, da waren die WK’s oft einiges zäher. In der gesammten RS bauten wir warscheindlich weniger als 10x eine ganze Brücke, und nur einmal gings über Wasser (ein wirklicher Fluss, was erheblich gefährlicher und daher stressiger ist).

Im WK war unser Rekord 3 Brücke in 24 Stunden ein und ausbauen, dazu noch in Unterzahl, bei eisigem Regen und die letzte der drei Brücken begannen wir um 03.00 in totaler Dunkelheit nachdem wir bereits am Vortag eine am Morgen und eine am Abend gebaut hatten (was sehr selten geschah!).

Niemand wusste an diesem Abend als wir um etwa 22.00 in einer eiskalten, nasser Zementfabrick auf Betonboden in die Schlafsäcke krochen, dass wir 3 Stunden später geweckt und total untermüdet ca 10km ins Nirgendwo marschieren würden. Als wir dann plötzlich in der Dunkelheit die Umrisse der vergurteten Bausatz Paletten ausmachen konnte, dachten wir zuerst nur “oh, welche armen Schweine müssen diese Brücke bauen”.

Da wir ja schon 2 gebaut hatten und total fix und fertig waren, also eben müde, nass, kalt und nur in halber Stärke, dachten wir bis zum letzten Moment, dass wir lediglich zur Halbkreis Wache rund um den Bauplatz zum Einsatz kommen.

Bis dann der Zugführer kam und uns daher rief. Er konnte es selber nicht glauben, niemand kommt, diese Brücke war für uns reserviert. Da war aber sogar der hinterletzte und jeder stinksauer und am fluchen bei jedem Schritt und Tritt.

Mitten drin erschien dann noch ein Haufen hoher Tiere vom Div Stab zur Inspektion um 04.00 und die waren gar nicht happy mit dem was sie sahen.

Es gab ein Haltebefehl, alle daher und ein Brigadier selber gab uns dann ein ZS. Es sei untragbar was er da sehe, null Disziplin, null gefechtsmässiges Verhalten, absolute Sauerei!

Weil wir zu laut rum schrien, keine Kopfbedeckung trugen sowie die STGW in Packungsdeponie abgelegt hatten, was wir immer machten wenn es um Brücken über reissende Flüsse ging, den über der GT musste man noch Sicherheits Schwimmwesten tragen. Probier das mal mit STGW…

Na jedenfalls durften wir dann im C Vollschutz den Rest der Brücke fertig EIN, sowie AUSbauen!

Das war bei weitem meine extremste Brücke und leider auch einer dieser Tage oder eher tragischer Nächte die man nie vergisst!

Denn kurz vor Ende kam es zu einem schweren Unfall als ein 400kg Element beim Verladen aus etwa 1.5m Höhe abrutschte und dabei einer von uns darunter eingeklemmt wurde. Er hatte an beiden Beinen offene Knochenbrüche. Die Schreie waren unerträglich aber wir konnten nur hilflos, tatenlos zusehen und auf den Rega Heli warten. In 4 WK’s hatten wir leider 2 mal Rega, einmal bei diesem Fall und der andere war ein schlimmer EU-HG Unfall auf dem Schiessplatz Magletsch als eine HG falsch in eine Stellung geworfen wurde und alle die es sahen brüllten und versuchten zu warnen. Als er es merkte, aber nicht genau wusste was, wie, wo, rollte er sich zur Seite weg aber leider in die falsche Richtung und landete mit dem Unterarm direkt auf der HG als sie detonierte. Angeblich verlor er den ganzen Arm. War zwar keiner von uns, aber machten die gleiche Übung wie wir in der Piste neben an.

Ach und beinahe vergessen, zwar nicht WK, aber in der RS hatten wir ebenfals einen schweren Unfall wo auch die Rega aufgeboten wurde. Und obwohl nach meiner Zweit geschehen, der einzige mir bekannte Todesfall eines ADA’s den ich persönlich kannte, war bei uns in der RS Kpl und in der folgen RS darauf machte er weiter als ein Schulzeit Kumpel von mir bei ihm in der RS war. Er war immer einbischen der Kampfsau Typ, netter Kerl, aber voll angefressen. Tragischerweise stand er nach dem Panzerfaust Schiessen vor seinen Rekruten, wobei er bei der Entladekontrolle mit einer LSP durch den Brustkorb tödlich getroffen wurde und an Ort und Stelle tod zusammen brach - RIP Lt. Ineichen, † Bremgarten 1998; war auch in den Medien: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/panzerfaust-unfall-in-rs?urn=urn:srf:video:5ad683e2-cf2a-4c3c-83aa-be57e8f69e09

Das sind aber extrem Fälle die zum Glück nur selten geschehen. Und sorry wenn ich hier etwas abschweifte, kommen halt eben alte Erinnerung wieder auf bei solchen Threads… also zurück zum Thema WK…

Also WK technisch im normal Fall, war bei uns wie gesagt die Tendenz i.S. Brücken bauen eher härter als in der RS. Allerdings spielte das alter eine erhebliche Rolle, denn mit 20ig in der RS hatte man oftmals noch nicht die physische körperliche Kraft wie ein 25 oder 30 jähriger und daher schien es oftmals weniger “schmerzhaft” im Vergleich zu den Erinnerungen aus der RS.

Mehr jedoch hatte es aber eben wie Mugendai schrieb mit dem UMGANG zu tun.

Also Kader und Truppe ziehen am selben Strick, dort wo man gute Führer hat, schauen diese auf das Wohl der Truppe und versuchen es so “bequem” es nur geht zu gestalten.

Bei uns hatten wir grosses Glück mit extrem guten Kadi’s ausgestattet worden zu sein. Sie waren zwar strikt und verlangten viel, wussten aber wie man durch schlaues Führen die Truppe zu Bestleistungen motiviert. Unsere Kp galt jahrelang als die beste im ganzen Bat und dies wiederum erlaubte weniger Einwirkung von Oben zu geniessen. Daher lieferten wir auch was verlangt wurde (geben und nehmen).

Dazu kam, dass unser Kader sich in der Vorbereitung auf die WK’s sehr darum bemühte interessante und spannende Sachen einzuplanen. Das reichte von Superpuma Verschiebungen, zu Besuchstage und Ausflüge wie Besichtugungen diverser Festungseinrichtung was ich extrem interessant fand. Wer schon mal so eine der grösseren Anlagen gesehen hat weiss wie eindrücklich, ja beinahe unfassbar es scheint, wie und was man da alles einaml vor langer Zeit in die Felsen baute. Dazu alles geleitet mit Führung von Zeughaus und Festungswachen die einem bis ins kleinste die Entwicklung von Planung bis Bau erklärten. Wie z.B. dass mehrere Architekten daran beteiligt waren, jeder aber nur einen Abschnitt kannte, niemand dass ganze bild hatte, keiner wusste wer der andere Architekt war, das selbe dann bei den Baufirmen. Also also nach strikter Geheimhaltung. So wurde angeblich Abbauschutt von einer Frima auf eine Deponie gefahren, wo des Gestein manchmals monate lang liegen gelassen wurde, um irgandwann später auf eine andere Deponie umgelagert zu werden um wiederum lange Zeit später aufgeladen und meist beim Bau der Autobahnen in die Seitenwalle eingebaut zu werden. Dies alles um erstens die Herkunft des Gesteins zu verschleiern und sozusagen die ware Aushubsmenge zu verstecken/tarnen. Es sollte niemand Wissen von welchem Berg was kam und wieviel es an Aushub wirklich gab.

Oder dann organisierten sie für die von uns die SprengSpez waren einen Tagen im Tunnelbau wo wir mit dem Prinzip von Tunnelbau Sprengen Bekanntschaft machen durften, also Theorie und Praxis mit Bohren, Stopfen und zu guter letzt natürlich “Badabing Badaboom”.

Nur dank WK’s durfte ich solches und vieles mehr erleben.

Lustig ist auch, dass wenn man jeweils mit anderen über die Dienstzeit spricht, so scheint es als ob die meisten sich vorallem an die guten und die lustigen Sachen erinnern. Zumindest überwiegen die guten Erinnerungen und dominieren das Thema in der Story Runde under Ex Soldaten. Zumindest ist dies meine Erfahrung.

Ach, zu letzt noch Fage an "User" der diesen Thread gestartet hat, wundere mich um welche Truppen Gattung es sich bei dir handelt?
 
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Hallo zusammen

Vielleicht noch zur Hamburgertaufe:
Als ich getauft wurde, hatten wir auch jemanden, der keinen Alkohol trank und der bekam dann halt Cola serviert. Ich habe schon sehr gute, sprich würdige und nicht mit dem Ziel die Neuen zu blamieren, gesehen.

Jedoch gibt es wohl immer Ausnahmen, aber da möchte ich hier einfach auf das Reglement 51.024 "Organisation der Ausbildungstdienste", Artikel 40 "Rituale ohne zwingenden dienstlichen Grund" hinweisen. Dort steht auf in der ersten Ziffer, das sie verboten sind und in der zweiten, dass das auch in den Dienstbefehl geht und den AdA kommuniziert wird.
Macht mit dieser Info was ihr wollt.

Gruess
Arty
 
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Hallo Zusammen

Vielen Dank für eure Antworten. Ich werde versuchen die drei Wochen positiv anzugehen und ich werde auch noch einige Personen von der RS kennen im WK. Um noch die Frage von sappeur III/12 zu beantworten, bei mir handelt es sich um die Führungsunterstützungstruppen.

Ich denke das Schlimmste für mich ist das Ungewisse/Unbekannte, weil dabei läuft bei mir immer das Kopfkino und ich male mir das schlimmste aus. War auch schon in der RS und in anderen Bereichen so.

Gruss User